Human-animal studies haben besonders in den letzten zwanzig Jahren Konjunktur. Kaum ein Jahr vergeht ohne entsprechende Konferenz; allein in der Reihe „Oxford Handbooks“[1] sind in den letzten zehn Jahren drei sehr umfangreiche Bände zu diesem Themenfeld erschienen. Zu den international renommierten Experten auf diesem Gebiet gehört seit Jahren Stephen T. Newmyer, der sich durch verschiedene Werke ausgezeichnet hat, die alle als Standardwerke gelten können, so vor allem die überaus nützliche Quellensammlung Animals in Greek and Roman Thought: A Sourcebook (New York 2011) oder auch The Animal and the Human in Ancient and Modern Thought: The ‘Man Alone of Animal’s Concept’ (New York & London 2017). Speziell zu Plutarch hatte er bereits 2006 die Monographie Animals, Rights and Reason in Plutarch and Modern Ethics publiziert, ganz abgesehen von Aufsätzen und weiteren Beiträgen.[2] Es ist daher nur folgerichtig, dass er es sich zur Aufgabe gemacht hat, auch die drei wichtigsten Schriften Plutarchs über die Mensch-Tier-Beziehung in einer neuen Übersetzung mit einem zeitgemäßen Kommentar herauszugeben. Alle drei Schriften gehören zu den bedeutendsten Abhandlungen der Antike über Tierwohl und Tiervernunft, die überliefert sind. Deshalb ist es umso verdienstvoller, dass sie jetzt auch in einer Ausgabe vorliegen, die diesen inhaltlichen Gegebenheiten Rechnung trägt.
Bei den drei Schriften handelt es sich entsprechend den Titeln, die sich allgemein eingebürgert haben, um De sollertia animalium („Weather land or sea animals have more intelligence, or On the cleverness of animals“), Bruta animalia ratione uti („Weather beasts are rational, or Grylllus“) und De esu carnium („On eating meat“). In der Forschung waren diese Schriften lange Zeit nur wenig beachtet worden, erst seit etwa 1995 mit dem Erscheinen der Ausgabe von Bruta animalia ratione uti von Giovanni Indelli kann man von einem gestiegenen wissenschaftlichen Interesse sprechen (Preface, XI). Wie der Autor selbst mitteilt, soll der Band nicht nur das gelehrte Publikum, sondern auch moderne Leser ohne spezifische Kenntnisse des Altgriechischen erreichen (S. S. XIV). Jeder Schrift ist eine knapp gehaltene Einleitung vorangestellt, die in das Werk einführt, die Titelproblematik erläutert und den Forschungsstand darstellt, insbesondere auch die jeweilige Schrift in der modernen Mensch-Tier-Debatte verortet.
Alle drei Schriften sind als Dialoge konzipiert. In De sollertia animalium wird die Frage diskutiert, ob Land- oder Wassertiere intelligenter seien. Plutarch argumentiert hier vor allem gegen die stoische Position, dass Tiere über keinen Intellekt verfügten und lediglich instinktgesteuert seien. Deshalb gebe es ihnen gegenüber auch keine moralische oder rechtliche Verpflichtung (S. 4-10). Dabei zieht Plutarch zahlreiche Beispiele aus der antiken Naturkunde bzw. der antiken Lebenswelt im Mittelmeerraum heran, die in der Regel belegen, dass Tieren durchaus planvolles Handeln und Verstand zugesprochen werden kann. Ein Sieger in diesem Streit wird am Ende der Debatte allerdings nicht gekürt, vielmehr als gemeinsames Ergebnis der Erörterungen festgehalten, dass Tiere generell über Vernunft und Erkenntnisvermögen verfügen. Überraschend für den modernen Leser formuliert Plutarch einen Katalog (965A-B, weiter unten zitiert) von nicht akzeptablem menschlichem Verhalten gegenüber Tieren, der in gewisser Weise das moderne Motto der amerikanischen Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) vorwegnimmt: „Animals are not ours to experiment on, eat, wear, use for amusement, or abuse in any way“ (S. 10).
In dem Dialog Gryllus erörtert ein von der Zauberin Kirke in ein Schwein verwandelter Mensch mit Odysseus die Frage, ob ein Leben in Tiergestalt besser sei als in Menschenform; es handelt sich also um eine besonders originelle philosophische Homerrezeption. Odysseus hatte sich zuvor im Gespräch mit Kirke auf einen Wettstreit eingelassen. Falls er den tierischen Protagonisten überzeugen könne, werde sie seinen in Schweine verwandelten Gefährten ihre menschliche Gestalt zurückgeben. Bevor sie sich zurückzieht, um den tierischen Sprecher nicht zu beeinflussen, stattet sie eines der Schweine, das Odysseus mit „Gryllus“ („Grunzer“) ansprechen möge, mit der Fähigkeit wie ein Mensch zu sprechen sowie des Verstehens aus. Der Terminus συνιέντας, den Plutarch hier benutzt, verweist eigentlich ganz auf den menschlichen Bereich, wie der Kommentar darlegt (unter Berufung auf den Gebrauch von σύνεσις bei Aristoteles, S. 116 Anm. 11). Diese Angleichung ist aber dialogtechnisch notwendig, damit ein echtes Gespräch zwischen Mensch und Tier stattfinden kann. In der Debatte führt Gryllus zahlreiche Argumente und Beispiele an, die belegen, dass Tiere, was die sogenannten Kardinaltugenden angeht, besser als die Menschen seien; sie seien ehrlicher (besonders im Gegensatz zu dem Gesprächspartner Odysseus, dem Prototyp von List und Lüge), ehrenvoller, tapferer und ausdauernder, sie täten nichts ausschließlich zum Vergnügen oder ohne Nutzen und hätten ebenso wie der Mensch Verstand.
Die letzte Schrift De esu carnium, die in zwei Teile zerfällt, knüpft an die Dialogform an, ist aber mehr ein zusammenhängender Vortrag. Die zahlreichen Argumente, die Plutarch hier für einen vegetarischen Lebensstil vorträgt, der weitgehend auf den Genuss von Fleisch verzichtet, nehmen viele moderne Argumentationen vorweg, vor allem die Verweise auf die qualvollen Tötungsarten und Haltungsbedingungen in der Antike, die ausschließlich die besonderen Bedürfnisse des Menschen nach besonderen Delikatessen erfüllen sollen.
Seiner Übersetzung zugrunde gelegt hat Newmyer den Text von Kurt Hubert, der in der Bibliotheca Teubneriana 1959 in zweiter Auflage (erste Auflage 1954) mit einem Addendum von Hans Drexler nachgedruckt wurde. Zum Vergleich wurden die Ausgaben von Harold Cherniss und William C. Helmbold (1957)[3], Giovanni Indelli (1995)[4], LionelloInglese und Giuseppina Santese (1999)[5] und Jean Bouffartigue (2012)[6] herangezogen. In Fällen, in denen Newmyer vom Text der Ausgabe Huberts abweicht und anderen Editionen folgt, vermerkt er dies in den kommentierenden Anmerkungen (S. XVI Anm. 13). Tatsächlich ist die philologische bzw. textkritische Kommentierung pragmatisch und auf das Notwendigste konzentriert. Z. B. fasst er kurz die textkritische Diskussion zu einer korrupten Stelle zu Beginn von De sollertia animalium zusammen und entscheidet sich für den Text, den Hubert vorgezogen hat, nämlich die seltene Form κακκονῆν, tatsächlich eine Konjektur von Henrik van Herwerden, die Gregorios N. Bernadakis[7] bereits in seinen Text aufnahm; außerdem verweist er auf die ausführliche textkritische Diskussion der Stelle bei Bouffartigue in dessen Kommentar (S. 54 Anm. 5 – Bouffartigue S. 2; 67 Anm. 2). Dass hier nicht näher auf die schwierige Stelle eingegangen wird, ist aus philologischer Sicht zwar schade, doch liegt dies natürlich daran, dass der Fokus der Erläuterungen auf den inhaltlichen Aspekten der Human-animal studies liegt. Auf eine von Wilamowitz vermutete Lücke in 997A (Hubert S. 106, Z. 15: ἀποκλείσαντες ἐν σκότει πιαίνουσιν *** ἀλλοκότοις) geht Newmyer gar nicht erst in seinem Kommentar ein. Diese trägt freilich auch zur Sache nichts bei und hat außerdem wohl nur spekulativen Charakter.
Die Übersetzung macht, soweit ich dies als Nichtmuttersprachler des Englischen beurteilen kann, einen frischen und flüssigen Eindruck, so dass sie auch für ein Publikum ohne Griechisch-Kenntnisse auf Anhieb verständlich sein dürfte; geradezu modern mutet beispielsweise die Begrüßungsszene zwischen Gryllus und Odysseus an: Gryllus zu Odysseus: „Greetings, Odysseus!“ – Odysseus: „And to you, by Zeus!“ – Gryllus: „What do you wish to ask me!“ Odysseus: „Since I know that all of you were once human beings, I pity you all …“ Gryllus. „Stop Odysseus! Not another word! We too all think poor of you since you were falsely acclaimed as a fellow who seemed more intelligent than other men …“ (S. 107).[8] Präzise und flüssig übersetzt ist z. B.: „Yet others sew up the eyes of cranes and swans and, locking them in darkness, they fatten them, seasoning their flesh with exotic compounds and sauces“ (S. 156 – De esu carnium II 997A).[9]
Prägnant übersetzt ist etwa auch der bereits weiter oben bereits angesprochene Katalog, der das moderne Motto von Peta vorwegnimmt (De sollertia animalium 965A-B): „Human life is not lost or eradicated if men to [do?] not have platefuls of fish or goose liver paté, or if they do not slaughter beef cattle or goat kids for banquets, nor compel animals against their will to exhibit bravery and to fight while men lounge in the theater or amuse themselves at the hunt, while they destroy those that do not by nature defend themselves. I think that the individual who seeks to amuse himself and to make merry should do so with creatures that play along cheerfully, not as when Bion remarked that jouths throw stones at frogs in jest, but that the frogs do not die in jest but for real. Similarly, those who hunt and fish delight in the suffering of their dying prey, some of the creatures having had their cubs and nestlings snatched from them. It is not those who make use of animals who commit injustice, but those who use them cruelly, carelessly and and savagely.“[10] Freilich wird man hier streiten können, ob die beiden Begriffe ζῆν und βίος („Human life“) tatsächlich austauschbar sind; außerdem scheint es, als sei in dem Satz τοῖς δ’ ἀπὸ σκύμνων καὶ νεοσσῶν ἐλεεινῶς ἀγομένοις eher gemeint, dass Muttertiere von ihrem Nachwuchs getrennt werden als umgekehrt die Jungen von ihrer Mutter geraubt werden, wenngleich beides je nach Jagdziel natürlich vorkommt.[11]
Der Kommentar erfasst unter dem Aspekt der Human-animal studies, d.h. hinsichtlich der Fragen von Tierwohl und Tiervernunft, systematisch die diesbezüglichen Positionen der antiken Philosophie, mit denen sich Plutarch auseinandersetzt bzw. die im Hintergrund stehen. Ebenso werden zum Vergleich Stellen aus der antiken Naturkunde herangezogen und ausgewiesen. Darüber hinaus werden moderne Parallelen angeführt und signifikante Unterschiede der antiken zur heutigen Welt herausgearbeitet, was den Band für den heutigen Leser besonders wertvoll macht. Aufgrund des ungeheuren Materialreichtums der Kommentierung mögen einige wenige Beispiele genügen, um einen Eindruck zu bekommen. So macht Newmyer z. B. zu De esu carnium II 996E (Anm. 18 S. 163) deutlich, dass Plutarch hier offenbar aufgrund seiner Wortwahl auf das stoische Konzept der οἰκείωσις Bezug nimmt, das in der Einleitung (S. 5-9) ausführlich erläutert wurde, zumal die Stoiker – die bereits die Hauptgegner in De sollertia animalium waren – die entschiedensten Gegner der Tiervernunft in der Antike waren, und ihrer Position in der Mensch-Tier-Debatte große Bedeutung zukommt. Ein Beispiel für die Berücksichtigung moderner Parallelen bei der Kommentierung zeigen seine Erläuterungen zu einer antiken Beobachtung aus der Verhaltensbiologie, die Plutarch für den Erweis der Tierintelligenz anführt. In Libyen konnte man beobachten, wie Raben solange Steinchen in ein Gefäß mit Wasser hineinwerfen, bis der Wasserpegel gestiegen und für sie erreichbar war, um ihren Durst zu stillen (S. 30 – De sollertia animalium 967A). Dieses intelligente Verhalten wird von Newmyer in seinem Kommentar zunächst in den antiken Kontext gestellt – Plinius (Naturalis historia 10.125) und Aelian (De natura animalium 2.48) berichten ebenfalls darüber – und dann mit den Ergebnissen der heutigen Ornithologie verknüpft, denn moderne Biologen haben dieses Verhalten tatsächlich auch experimentell nachgewiesen und konnten so die antiken Berichte verifizieren. Für die Debatte bezüglich der Tiervernunft ist das ein schönes Beispiel dafür, dass antike anekdotenhafte Berichte und moderne Experimente in gleicher Weise vernunftmäßiges und planvolles Verhalten von Tieren aufzeigen können (S. 73 Anm. 114).[12] Mit Verweis auf eine moderne Untersuchung kann Newmyer die Behauptung des Gryllus widerlegen, dass es in der Tierwelt keine homosexuellen Verpaarungen gebe. Tatsächlich gebe es rund 400 Spezies, bei denen Homosexualität nachgewiesen werden kann (S. 98, 123, 103 Anm. 12). Plutarchs Schilderung des Mästens von Kranichen und Schwänen, um besondere Delikatessen bzw. Geschmackserlebnisse für den verwöhnten Gaumen des Menschen zu kreieren (S. 156 – De esu carnium II 997A), wobei das Fleisch auch noch mit exotischen Zutaten bei der Zubereitung gewürzt wird, um den Gaumenkitzel noch zu erhöhen, ist in der Antike genauso grauenvoll und widerlich wie in der Moderne. Newmyer führt dazu als moderne Parallele das Beispiel der barbarischen Mästung von Enten an, um eine grotesk vergrößerte Entenleber, die als Delikatesse gilt, zu produzieren (S. 161 Anm. 10). Bei der Erwähnung des Zitterrochens (De sollertia animalium 978B: „torpedo“ – νάρκη) hätte im Kommentar (S. 86 Anm. 267) zusätzlich noch auf Platons berühmten Vergleich dieses Tiers mit Sokrates im Menon 80a-c;84b-c hingewiesen werden können. Im Rahmen der auch heute noch aktuellen Diskussion über den Genuss von Fleisch weist Newmyer zu Recht darauf hin, dass wir natürlich nicht erwarten können bei Plutarch oder auch in anderen ähnlichen antiken Texten über den Verzicht auf Fleischgenuss Argumente zu finden, die heute aus der modernen Mensch-Tier-Debatte vorgetragen werden wie z. B. dass aus ökologischer Perspektive die Fleischproduktion tatsächlich nicht effektiv sei aufgrund der enormen Mengen an Getreideprodukten, die für die Ernährung der Tiere gebraucht werden, im Verhältnis zu der damit vergleichsweise kleinen Menge an Fleisch, die produziert wird, oder dass der Einsatz von chemischen Mitteln, um Qualität, Aussehen und Geschmack zu verbessern, die umgekehrt potentiell schädlich für den Menschen sein können, grundsätzlich zu hinterfragen sei (S. 134f.).
Alles in allem handelt es sich um einen gründlichen Kommentar, der alle zoologischen und philosophischen Aspekte des Textes systematisch erfasst. Was der Kommentar nicht liefert, ist eine detaillierte Aufarbeitung der textkritischen Probleme,[13] die für ein breiteres Publikum aber auch weniger interessant sein dürften, für welches der Band ja gedacht ist.
Der Band wird durch eine Bibliographie der zitierten Quellen und Literatur[14] sowie einen detaillierten Index mit Namen (auch moderne Verhaltensforscher und Ökologen wie z. B. Carl Safina werden genannt) und Sachen beschlossen.
Man kann dem Verfasser nur zu dieser Ausgabe gratulieren, die neben einer flüssig lesbaren Übersetzung in wohltuender Knappheit und ansprechender Form alle wichtigen zoologischen und philosophischen Informationen aus Antike und Moderne in Bezug auf die Mensch-Tier-Beziehung präzise auf den Punkt bringt und deshalb gewiss für lange Zeit der Standardkommentar für die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen drei berühmten Traktaten Plutarchs unter dem Aspekt der Human-animal studies bleiben wird.
Notes
[1] Animals in Classical and Late Antique Philosophy. The Oxford Handbook of Animal Ethics, edited by Tom L. Beauchamp and R. G. Frey, Oxford 2011; The Oxford Handbook of Animals in Classical Thought and Life, edited by Gordon Lindsay Campbell, Oxford 2014; The Oxford Handbook of Animal Studies, edited by Linda Kalof, Oxford 2017.
[2] Z.B. Human animal interactions in Plutarch as commentary on human moral failings, in Interactions between Animals and Humans in Graeco-Roman Antiquity (hrsg. von Thorsten Fögen und Edmund Thomas), Berlin & Boston 2017, 233-252; Of pigs and people: Plutarch and the French beast fable, in Ploutarchos 13 (1996) 15-22; Plutarch on justice toward animals: Ancient insights on a modern debate, in Scholia N.S. 1 (1992) 38-54.
[3] Harold Cherniss/William C. Helmbold, Plutarch, Moralia XII, Cambridge/MA 1957.
[4] Giovanni Indelli, Plutarco, Le Bestie Sono Esseri Razionali, Neapel 1995.
[5] Lionello Inglese/Giuseppina Santese, Plutarco, Il Cibarsi di Carne, Neapel 1999.
[6] Jean Bouffartigue, Plutarch, Moralia XIV, 1re Partie, Traité 63, L’intelligence des Animaux, Paris 2012.
[7] Siehe hierzu den textkritischen Apparat bei Hubert zur Stelle. – Plutarchi Chaeronensis moralia, Bd. VI, recognovit Gregorios N. Bernardakis (Leipzig, 1895).
[8] Text (Hubert 78): Γ. Χαῖρε, Ὀδυσσεῦ. Ο. Καὶ σὺ νὴ Δία, Γρύλλε. Γ. Τί βούλει ἐρωτᾶν; Ο. Ἐγὼ γινώσκων ὑμᾶς ἀνθρώπους γεγονότας οἰκτείρω μὲν [οὖν] ἅπαντας οὕτως ἔχοντας … Γ. Παῦε, Ὀδυσσεῦ, καὶ περαιτέρω μηδὲν εἴπῃς· ὡς καὶ σοῦ πάντες ἡμεῖς καταφρονοῦμεν, ὡς μάτην ἄρα δεινὸς ἐλέγου καὶ τῷ φρονεῖν πολὺ τῶν ἄλλων ἀνθρώπων ἐδόκεις διαφέρειν … Marion Giebel übersetzt teils freier, teils wörtlicher: „Gryllos: Hallo, Odysseus!“ – Odysseus: „Hallo, Gryllos, wie geht’s?“ – Gryllos: „Was möchtest Du denn fragen?“ – Odysseus: „Ich weiß, dass ihr Menschen gewesen seid, und ich bemitleide euch alle, die ihr in diesem Zustand seid …“ Gryllos: „Stop, Odysseus – kein Wort mehr davon. Du imponierst uns allen hier gar nicht. Du galtest als ein wunder wie schlauer Mann, der die ganze Menschheit an Klugheit übertrifft …“.
[9] Text (Hubert 106): ἄλλοι γεράνων ὄμματα καὶ κύκνων ἀπορράψαντες καὶ ἀποκλείσαντες ἐν σκότει πιαίνουσιν *** ἀλλοκότοις μίγμασι καὶ καρυκείαις τισὶν αὐτῶν τὴν σάρκα ὀψοποιοῦντες. Die deutsche Übersetzung von Marion Giebel (S. 97) ist hier im Vergleich z. B. deutlich freier und wortreicher: „Wieder andere nähen Kranichen oder Schwänen [oder Gänsen] die Augen zu und mästen sie in dunklen Käfigen, um ihr Fleisch dann durch exotische Beimischungen und Gewürze zu einer Delikatesse zu machen.“
[10] Text (Hubert 26f): οὐ γὰρ ἀναιρεῖται τὸ ζῆν οὐδὲ βίος ἀπόλλυται τοῖς ἀνθρώποις, ἂν μὴ λοπάδας ἰχθύων μηδ’ ἥπατα χηνῶν ἔχωσι μηδὲ βοῦς μηδ’ ἐρίφους κατακόπτωσιν ἐπ’ εὐωχίᾳ, μηδ’ ἀλύοντες ἐν θεάτροις μηδὲ παίζοντες ἐν θήραις τὰ μὲν ἀναγκάζωσι τολμᾶν ἄκοντα καὶ μάχεσθαι, τὰ δὲ μηδ’ ἀμύνεσθαι πεφυκότα διαφθείρωσι. τὸν γὰρ παίζοντα καὶ τερπόμενον οἶμαι συμπαίζουσι δεῖν χρῆσθαι καὶ ἱλαροῖς, οὐχ ὥσπερ ὁ Βίων ἔλεγε τὰ παιδάρια παίζοντα τῶν βατράχων τοῖς λίθοις ἐφίεσθαι, τοὺς δὲ βατράχους μηκέτι παίζοντας ἀλλ’ ἀληθῶς ἀποθνήσκειν, οὕτω κυνηγεῖν καὶ ἁλιεύειν, ὀδυνωμένοις τερπομένους καὶ ἀποθνήσκουσι, τοῖς δ’ ἀπὸ σκύμνων καὶ νεοσσῶν ἐλεεινῶς ἀγομένοις. οὐ γὰρ οἱ χρώμενοι ζῴοις ἀδικοῦσιν, ἀλλ’ οἱ χρώμενοι βλαβερῶς καὶ ὀλιγώρως καὶ μετ’ ὠμότητος.
[11] Vgl. wieder die Übersetzung von Marion Giebel (S. 32): „ Das Leben ist ja keineswegs ohne Wert, oder der Lebensunterhalt ist dahin … oder wenn man sie [sc. die Tiere] erbarmungswürdig von ihren Jungen und Neugeborenen wegreißt.“ Bouffartigue (S. 16) übersetzt: „Et la vie des hommes n’est pas anéantie, ni leur existence compromise … ou de les voir separées de leurs petits et de leurs nouveaux-nés d’une façon qui devrait faire pitié.“
[12] Neben Aelian und Plutarch hätte man auch noch auf eine Fabel aus dem Corpus Aesopicum von der durstigen Krähe und dem Krug hinweisen können (Aesopica, Fabulae Dosithei Nr. 8 – 6. Jh. v. Chr.). Der anekdotenhafte Charakter vieler solcher Geschichten wurde Plutarch vor allem in der älteren Forschung zum Vorwurf gemacht (S. 11-13).
[13] Dazu muss man weiterhin die textkritischen Ausgaben z. B. von Hubert oder Bouffartigue heranziehen.
[14] Ergänzen könnte man Angela Pabst, Wenn die Tiere reden könnten – Vom Logos-Gebrauch der Wesen ohne logosbei Plutarch, in: Speaking Animals in Ancient Literature (hrsg. von Hedwig Schmalzgruber), Heidelberg 2020, 333-358. Bei den Übersetzungen ist dem Verfasser lediglich die deutsche Übersetzung der drei Traktate von Marion Giebel (Plutarch: Darf man Tiere essen? Gedanken aus der Antike, Ditzingen 32019) entgangen, was aufgrund des unspezifischen deutschen Titels aber auch nicht verwundert.