Seit Joseph Geiger vor über 30 Jahren seine Monographie zu Cornelius Nepos publiziert hat, hat sich die Beschäftigung mit diesem bis dahin fast vergessenen Autor erheblich intensiviert. Dies lässt sich sehr schön einer Graphik entnehmen, die Yannick Spies seiner Bibliographie zu Cornelius Nepos1 beigegeben hat (S. 270). Insofern ist es auf den ersten Blick nicht erstaunlich, wenn dies nun schon die zweite Bibliographie ist, die in den letzten Jahren zu Cornelius Nepos erschienen ist. Bereits im Jahre 2015 hatten Boris Dunsch und Felix Matthias Prokoph eine Arbeitsbibliographie publiziert,2 zu der nach Ausweis der damaligen Einleitung Yannick Spies „wichtige Vorarbeiten für die Zusammenstellung der Gesamtbibliographie besorgt“ (S. 8) hat. Angesichts dieser Publikation nahm Yannick Spies „die Arbeit daran (sc. an der Bibliographie) wieder auf, um sie als so gut wie möglich benutzbare, leicht aufzufindende selbständige Schrift an den Tag zu bringen“ (S. VII). Die Bibliographie ist nicht nur bis zum Jahre 2015 erweitert und „Versehen sind berichtigt“ (S. VIII), sondern es „ist auch eine große Menge an früher erschienenen Ausgaben und Literatur ergänzt, die in der schon publizierten Fassung noch nicht verzeichnet war“ (S. VIII). Gegenüber der ersten Bibliographie, die die gesammelte Literatur in die beiden Abschnitte „Textgrundlagen“ und „Sekundärliteratur“ gliederte, gibt es jetzt sechs Rubriken: “Bibliographieen und Forschungsgeschichte” (S. 1–10), “Ausgaben und Übersetzungen – ganz oder in Teilen –, am Text fortlaufende Kommentare, Chrestomathieen” (S. 11–119), “Wortkunden, Wortschatz, Wörterbücher, Konkordanzen, Phraseologieen” (S. 121–128), “Bearbeitungen, Abwandlungen, Stilübungen, Fälschungen, Nachahmungen” (S. 129–137), “Erläuterungsschriften zu Autor und Werk” (S. 159–227), “Schriften zu Kornel als Unterrichtslektüre” (S. 229–238). Drei Verzeichnisse („der aufgeführten Übersetzungen nach Sprachen“, „der behandelten Kornelstellen“, „der mit Kornel befassten Gelehrten“) schließen den Band ab (S. 239–269). Dabei ist zu beachten, dass die ersten beiden Rubriken chronologisch geordnet sind, die übrigen vier alphabetisch.
Die genannten Veränderungen machen die Bibliographie gut benutzbar. Ganz besonders hilfreich ist das Verzeichnis der behandelten Viten bzw. Einzelstellen sowie die Hinweise auf einzelne Viten, die zahlreichen Titeln der „Erläuterungsschriften“ beigegeben sind, sowie Querverweise zwischen den einzelnen Titeln. Es ist jedoch anzumerken, dass man sich trotz der „Verzeichnisse“ dann doch eine weitere Untergliederung vor allem des Abschnitts „Erläuterungsschriften zu Autor und Werk“gewünscht hätte. Inwiefern „eine feinere Zerteilung nicht ohne Schaden möglich war“ (S. IX), ist nicht recht ersichtlich, da doch so manche bibliographische Sammlung in unseren Fächern eine solche aufweist. Dasselbe gilt für ein Sachregister, bei dem dem Rezensenten nicht klar ist, wieso ein solches „einen erschöpfenden Zugang nur vorgaukeln könnte“ (S. VIII). Die Notwendigkeit, dabei im Interesse besserer Benutzbarkeit Kompromisse eingehen zu müssen, dürfte auf der Hand liegen und jedem Benutzer bewusst sein, aber der Gewinn hinsichtlich der Benutzbarkeit erscheint dem Rezensenten größer. Die Verzeichnisse selbst sind zuverlässig.3 Bei Stichproben wurden nur ganz wenige Versehen entdeckt: Stellen: 1222: Con. 3 nicht verifizierbar. – Verzeichnis der Gelehrten: Agnes, L.: statt 891 richtig 819. Anthon, Ch.: 357 nicht verifizierbar. Arcos Pereira, Tr.: 981 unrichtig, richtig Arnoldt, J. s. dort. Klowski (842) fälschlich als Rezension verzeichnet. Knecht, D.: statt 1445 richtig 1455.
Ein zweites wichtiges Kriterium für die Güte einer Bibliographie ist ihre Vollständigkeit. Wie der Verfasser richtig betont, befindet man sich hier weitestgehend im Bereich der Utopie, selbst bei einem so in sich geschlossen erscheinenden Feld wie den Forschungen zu Cornelius Nepos. Aber allein schon der Umstand, dass sowohl die Literatur zur Biographie als auch die zur Historiographie relevant werden können, zeigt das Problem auf. Von daher kann es nicht verwunderlich sein, dass dem Rezensenten doch einige Titel und auch Rezensionen aufgefallen sind, die im Berichtszeitraum erscheinen sind, aber keine Berücksichtigung gefunden haben. Nach dem Gesagten soll aber auch hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden.
Forschungsberichte: T.S. Luke, „Nepos as a political biographer. Review article“, Histos 9, 2015, 92–100. E. Malcovati, „Nuovi studi su Cornelio Nepote“, Athenaeum 55, 1977, 417–421 ist als Rezension zu L. Agnes (819) und P. K. Marshall (1455) verzeichnet.
Ausgaben (Da sich die Bibliographie ausdrücklich auch an die Schule wendet, sind auch Schulausgaben erfasst): M. Gelzer, Caesar. Bellum Gallicum, Auswahl. Cornelius Nepos, Atticus, Auswahl, Heidelberg 1946 2. P. Andréou, Nέπωτος Βίοι, Athen 1946. M. Ramos, Nepotis Vitae (Epaminondas, Anibal, Atico), ed. escolar di M. Ramos, Barcelona 1949 | Helmantica 1, 1950, 121 de Aras | Eclás 2, 1954, 281 Magarinos. P. Andréou, Βίοι ἐνδόξων στρατηγῶν, μετάφραση τοῦ στερεότυπου καὶ λεξιλόγιον, Thessaloniki 1953. Ders., Vitae, στερεότυπος ἔκδοσις καὶ λεξιλόγιον, Αthen 1953. K. Kosmas, Βίοι (Ἀμίλκας, Ἀννίβας), νέα μεταφρ. ἐργασία κατα νέον σύστημα κείμ., μετάφρ., σχόλια, κεριλήψεις, ἐπιγραφαί, εἰκόνες, Athen 1953. B. Miara, „Vita Cononis et Vita Timothei, przel. Miara, B.“, Meander 23, 1968, 530–534. F. Demolli, Cornelio Nepote, Le Vité a cura di Fabio Demolli, Mailand 1991.
Wortkunden, Wortschatz: M. Sokolowska, „Synonimy jako wykładniki spójności w tekście Vitae Miltiadis Korneliusza Neposa Les synonymes comme indices de cohésion dans le texte de la Vita Miltiadis de Cornelius Nepos “, RoczHum 1994, 33–48.
Erläuterungsschriften: L. Aldo, “Cornelio Nepote geografo”, in: M. Sordi (Hg.), Geografía e storiografia nel mondo Classico, Mailand 1988, 41–51. V. Buchheit, „Würdigung des Dichterfreundes und Dichterpatrons bei Catull und Vergil“, Philologus 121, 1977, 66–82. S. Cardona Cabanillas, „Los temas de la propaganda: catálogo de virtudes militares en algunas biografias de Cornelio Nepote“, in: González Castro / José Francisco (Hgg.), IX congresso español de estudios clásicos 6, Madrid 1998, 61–64. T. González Rolán, „El inédito Scorialensis 0-I-10 entre los mejores manuscritos de Cornelio Nepote“, Emerita 41, 1973, 427–436. N. Horsfall, „Doctus sermones utriusque linguae?”, EMC/CNV 1979, 79-95. T. Mantero, „Un giudizio di Cornelio Nepote ed alcuni rilievi sulla donna libera nelle culture greca e latina“, in: Sponsa, mater, virgo. La donna nel mondo biblico e patristico: Pubbl. dell’Ist. di filol. class. & med. 93, Genua 1985, 69–108. G. Ch. Picard, „Les sufètes de Carthague dans Tite-Live et Cornelius Nepos“, REL 41, 1963, 269–281. V. Ramón Palerm, „Plutarco y Nepote: razones para un estudio comparando”, in: A. González Senmarti / J. Zaragoza (Hgg.), Homenatge Josep Alsina 1, Tarragona 1992, 269–273. E. Repisards, „Annibale visto da Cornelio“, MC 1936, 397–400. J. P. Schwindt, Prolegomena zu einer „Phänomenologie“ der römischen Literaturgeschichtsschreibung, (Hypomnemata 130) Göttingen 2000, 122–138. W. K. Sherwin, „De viris illustribus 2,9“, CW 62, 1968, 10. V. Valcárcel Martínez, „La Vita Hannibalis de C. Nepote“, Veleia 12, 1995, 267–286.
An Rezensionen seien nachgetragen:4 G. S. Farnell (652) | Latomus 24, 1965, 218 Radelet; H. Faerber (797) | A & R 3, 1953, 214–215 Guaglianone | GIF 7, 1954, 174 Pepe | Latomus 13, 1954, 436 Grisart | AAHG 8, 1955, 235 Jax | Gymnasium 62, 1955, 268 Plankl; M. Ruch (807) | RBPh 47, 1969, 613 Verdière | AC 38, 1969, 579 Knecht | Latomus 29, 1970, 168–169 d’Agostino | Helmantica 21, 1970, 336 Ortall | REL 46, 1968, 456–457 Richard | Eclás 13, 1969, 128 Ruiz de Elvira | BAGB 1969, 388–389 Serbat; K. M. Martin [Name fehlt] (810) | ACR 2, 1972, 192–193 Heironimus; H. C. Hynding (814) | MT 20, 1974, 48–51 Bruun; L. Winniczuk (816) | Eos 63, 1975, 413–416 Lewandowski; A. Sartori (817) | NRS 64, 1980, 462–463; L. Agnes (819) | BStudLat 7, 1977, 369–371 Soverini | GIF 29, 1977, 361 Picente; P. K. Marshall (821) | BStudLat 8, 1978, 122 Cupaiolo | DLZ 99, 1978, 847–848 Luppe | Helmantica 30, 1979, 364 Guillén | Latomus 39, 1980, 898 Jal | AC 62, 1993, 313–314 Rochette; E. Narducci (833) | Maia 40, 1988, 307–308 Ammirati; R. May (891) | BStudLat 2007, 282–283 Cupaiuolo | Euphrosyne 2007, 574–576 Nascimento; H. U. Instinsky (1330) | Labeo 18, 1972, 129–130 Bandelli; D. Z. Niketas (1528) | Hellenica 2006, 175–197 Betsakos.
Trotz dieser Nachträge liegt hier ein umfassendes und zuverlässiges Arbeitsinstrument vor, das jedem, der sich mit den Texten des Cornelius Nepos beschäftigt, sehr gute Dienste leisten wird.
Notes
1. Der Titel Kornelbibliographie sowie die Bezeichnung „Kornel“ für Cornelius Nepos scheinen dem Rezensenten unnötig altertümelndes Deutsch zu sein.
2. B. Dunsch / F. M. Prokoph, „Arbeitsbibliographie zu Cornelius Nepos“, in: B. Dunsch / F. M. Prokoph (Hgg.), Geschichte und Gegenwart. Beiträge zu Cornelius Nepos aus Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Unterrichtspraxis, mit einem Forschungsbericht und einer Arbeitsbibliographie, Wiesbaden 2015, 331–449.
3. Im Text fehlt die laufende Nummer 95.
4. Die Ziffern bezeichnen die laufende Nummer bei Spies.