Die Öffnung der russischen “Schatzkammern” zur griechisch-römischen Antike ist bei weitem noch nicht abgeschlossen, und es tut wohl zu sehen, daß trotz angespannter politischer Weltlage die Bemühungen hierzu nicht abreißen. Wie schon im ersten Teil,1 zeigt der Autor auch hier, wie die numismatischen Bestände des weithin eher unbekannten Pushkin Museum of Fine Arts unsere Kenntnis bezüglich der griechischen Münzprägung in der Region um das Schwarze Meer herum erweitern und vertiefen können, zumal viele der Münzen hier zum ersten Mal publiziert sind.
Diesmal werden nicht, wie im ersten Teilband, die nördlichen Küstenpartien, sondern die restlichen Teile der Schwarzmeerregion mit den dortigen griechischen Siedlungen beziehungsweise Herrschaftsgebieten in den Blick genommen (vgl. auch die Einleitung, S. VII). Auch wenn die Gesamtanzahl der aufgeführten Münzen aus der Sammlung nur knapp 500 beträgt, werden alle wesentlichen griechisch geprägten Poleis respektive Königreiche der Region, insgesamt 25 an der Zahl, und zudem ein breites Zeitspektrum vom 5. vorchristlichen bis zum 3. nachchristlichen Jahrhundert abgedeckt. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt dabei auf den Silberhemidrachmen von Kolchis und den Münzen aus Amisos, die jeweils circa ein Viertel des Gesamtbestandes ausmachen. Aber auch Münzen aus den anderen Städten lassen eine Einsicht in die Prägevielfalt dieser weithin unterschätzten Region zu, wobei aufgrund der geringen Anzahl der Münzen jeweils keine Repräsentativität für die tatsächliche Prägeaktivität erreicht werden kann, daher andere, größere Sammlungen vergleichsweise herangezogen werden müssen.
An die Präsentation der nach Poleis / Königreichen gegliederten Münzreihen schließen sich Indizes an (S. 49-51: “Städte / Königreiche”, “Könige / Herrscher”, “Avers- und Reverstypen”, “Namen von Beamten bzw. Kontrollbuchstaben”, “zusätzliche Symbole”, “Gegenstempel” sowie “Überprägungen” an), die eine systematische Recherche erlauben.
Die (wenigen) Kritikpunkte – bei den Beschreibungen wäre eine Angabe zur Münzgröße sinnvoll, russische/bulgarische Werktitel sind nur in englischer Übertragung gegeben, etc. – sind bereits für den ersten Band vom BMCR-Rezensenten vorgebracht worden2 und müssen nicht in extenso wiederholt werden. Wie bei Grundlagenforschung üblich, kann erst die weitere Vernetzung der hier präsentierten Münzen neue Fragestellungen, Überlegungen und Thesen sowie dann auch Kritik daran hervorbringen. Für dies an anderer Stelle zu Leistende bietet dieser kleine, aber feine SNG-Band eine solide Basis.
Notes
1. Sergei A. Kovalenko, Sylloge Nummorum Graecorum: State Pushkin Museum of Fine Arts. Coins of the Black Sea Region, Part I: Ancient Coins from the Northern Black Sea Littoral. Colloquia antiqua, 3. Leuven; Paris; Walpole, MA: Peeters, 2011.
2. Edward Dandrow, BMCR 2013.06.27.