BMCR 2009.02.13

Rome Enters the Greek East: From Anarchy to Hierarchy in the Hellenistic Mediterranean, 230-170 BC

, Rome Enters the Greek East: From Anarchy to Hierarchy in the Hellenistic Mediterranean, 230-170 BC. Malden, MA/Oxford: Blackwell Publishing, 2008. xii, 444. ISBN 9781405160728. $119.95; £60.00.

Table of Contents

Schon der griechische Historiker Polybios sah in den 53 Jahren zwischen 220 und 167 sich jene entscheidenden Ereignisse abspielen, die zur Ausbildung der römischen Herrschaft über die hellenistische Staatenwelt führten.1 An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert; dennoch erfreut sich dieser, so der Verfasser, “well-trodden ground” (3) weiterhin grosser Beliebtheit. Umstritten bleiben die Intentionen und Handlungen, mit denen Rom zu diesem Ziel gelangte: Welche Motivationen lagen dem römischen Eingreifen zugrunde? Wie aufrichtig war die “Freiheitserklärung” des Flamininus an den Isthmischen Spielen? Zerstörte Roms Intervention das Gleichgewicht der hellenistischen Mächte? Arthur M. Eckstein (E.) gehört zu jenen, deren Arbeiten das Bild der römischen Expansion in den Osten in den letzten Jahren wesentlich mitprägten.2 Das vorliegende Buch gliedert sich in drei Teile, die wiederum je drei Kapitel enthalten. Die Untersuchung beginnt mit dem römischen Eingreifen in Illyrien 230 v. Chr. und endet im Vorfeld des Dritten Makedonischen Kriegs (171-168). Den Schwerpunkt der Arbeit verrät bereits das Inhaltsverzeichnis: Der zweite Teil, in dem die Jahre zwischen 207 und 200 behandelt werden, umfasst 160 Seiten, während die beiden anderen Teile zusammen auf 190 Seiten kommen.

Den Auftakt des ersten Teils “Rome in Contact with the Greek East, 230-205 BC” bildet das Kapitel “Roman expansion and the pressures of anarchy”(3-28), das als Einleitung und Überblick zu den im Buch entwickelten Thesen fungiert. Am Anfang widmet sich E. den verschiedenen “Schulen” innerhalb der Alten Geschichte: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es besonders Maurice Holleaux, der von einem wachsenden Interesse Roms am Osten erst in den Jahren ab 201/200 ausging. Von entscheidender Bedeutung sei der Geheimvertrag zwischen Philipp V. und Antiochos III. zur Aufteilung des Ptolemäerreichs ,3 an dessen Existenz immer wieder Zweifel geäussert wurden (4), was E. im vierten Kapitel ausführlich behandelt. Laut E. wurden Holleaux’ Thesen aber nie entscheidend widerlegt. In der Sicht von William Harris war Roms Ostpolitik schon seit dem 1. Illyrischen Krieg, so E., “voraciously imperalist” und das dortige Eingreifen als Ausdruck von “inherently brutal imperialism and ferocious bellicosity of Roman society” (4f.) zu verstehen.4 Erich Gruens Versuch, wieder die griechischen Staaten als die entscheidenden Faktoren ins Spiel zu bringen,5 sei meist zugunsten des Modells von Harris übergangen worden. E. selbst fühlt sich den Thesen Holleaux’ verpflichtet, deren Richtigkeit er unter Einbeziehung moderner Theorien zu den internationalen Beziehungen zu verteidigen sucht. E. argumentiert oft anhand der von dem amerikanischen Politologen Kenneth Waltz begründeten Theorie des “strukturellen Realismus”. Die hellenistische Staatenwelt sei eine Anarchie gewesen, die nur auf zweierlei Arten hätte überwunden werden können: Durch die Schaffung einer von allen Staaten anerkannten internationalen Gesetzgebung oder durch eine klar ausgeprägte Hierarchie unter den Staaten, die wiederum nur gewaltsam erreicht werden könne, wodurch Unipolarität, Hierarchie oder Reichsbildung entstünden (8). Diese auf Kosten der anderen Staaten erfolgende Ausdehnung sei daher weniger von Gier als vielmehr von Furcht geprägt. Krieg sei somit der Grundzustand (9). Hinzu komme, dass die antike Diplomatie eher primitiven Charakter besessen habe und Gesandtschaften nur in Krisenzeiten hin- und her- geschickt worden seien. Beschwerden über andere Staaten seien nur dann vorgebracht worden, wenn die Situation schon massiv zugespitzt gewesen sei (“compellence diplomacy”) (12-15). Zu Recht weist E. darauf hin, dass Rom zwar ein bis an die Zähne bewaffnetes Gemeinwesen gewesen sei, sich aber darin nicht von den hellenistischen Mächten unterschieden habe (15-19). Wichtig sei zudem, dass die hellenistische Staatenwelt des dritten Jahrhunderts tripolar gewesen sei, so dass die Krise der Ptolemäer ab dem Jahr 207 sich negativ habe auswirken müssen. Die Problematik verdeutlicht E. durch Verweise auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion (21f.). Als Publikum, an das sich das Buch richte, sieht E. eher neuzeitliche Historiker, aber auch Altertumswissenschaftler: “I hope to use international relations theory to clarify and provide a new vocabulary for what occured in the eastern Mediterranean in the crucial half-century under discussion, whereas for political scientists I hope this study will offer a new case study of systematic transformation for them to ponder and analyse” (27f.).

Dem zweimaligen Eingreifen Roms jenseits der Adria ist das zweite Kapitel “Rome and Illyria, ca. 230-217 BC” (29-76) gewidmet.6 In der Forschung ist umstritten, ob der Krieg mit der Königin Teuta die Einrichtung eines römischen Protektorats oder nur amicitiae mit einigen Städten zur Folge hatte. Mit Nachdruck weist E. die Interpretation einer fragmentarischen Inschrift als Abschluss eines Bündnisvertrages zwischen Rom und Pharos zurück (45-51): Rom habe mit seinem Vorgehen nur gezeigt, dass es zur Wahrung eigener Interessen konsequent und schnell zu handeln im Stande sei. Territorialgewinne habe Rom weder im Ersten noch im Zweiten Illyrischen Krieg intendiert. Dennoch kam es im Anschluss an den ersten Krieg zu einer römischen Gesandtschaft, die in Athen und Korinth Station machte, die E. aber nicht überbewerten möchte (41. 74).

Im dritten Kapitel “Rome, the Greek States, and Macedon, 217-205 BC” (77-118) betont E., Polybios folgend, Philipp V. habe mit dem Aitolerbund unter dem Eindruck des Sieges Hannibals am Trasimenischen See Frieden geschlossen, da er jetzt die Chance gesehen habe, Illyrien unter seine Kontrolle zu bringen. Die Folge war laut Polybios die Verknüpfung von West und Ost, die συμπλοκή eben. Roms Bündnis mit den Aitolern sei als Reaktion auf den Vertrag zwischen Hannibal und Philipp die logische Wahl gewesen, da die Aitoler als Makedonenfeinde bekannt gewesen seien (88-91). Dies verrät gute Kenntnis der Verhältnisse, was angesichts des bisherigen Desinteresses eigentlich erstaunlich wäre. Wenngleich Rom im Ersten Makedonischen Krieg direkt mit griechischen Staaten in Berührung kam, so hätten sich diese so verhalten, als habe es sich um eine rein griechische Angelegenheit gehandelt. Dies zeige sich in den mehrfachen Bemühungen von 209 bis 206, zwischen Philipp und den Aitolern Frieden zu vermitteln. Römische Gesandte hätten dabei entweder gefehlt oder keine entscheidende Rolle gespielt. Dabei kam es nach Livius, Polybios und Appian mehrfach zu deutlich antirömischen Reden. Schliesslich gelang 206 der Abschluss eines Separatfriedens der Aitoler mit Philipp V., der gegen den ausdrücklichen Wunsch Roms zu Stande gekommen sei, die erst ein Jahr später im Frieden von Phoinike mit dem Makedonen eine Einigung erzielten. Dennoch aber wandten sich schon kurz darauf Staaten wie Pergamon und Rhodos an Rom. Diesem doch erstaunlichen Umstand geht E. im folgenden Teil, “The Power-Transition Crisis in the Greek Mediterranean, 207-200 BC”, nach (119-270).

Der zweite Teil beginnt mit dem Kapitel “The Pact between the Kings and the Crisis in the Eastern Mediterranean State-System, 207-200 BC” (121-180), in dessen Zentrum der umstrittene Pakt der Könige Philipp V. und Antiochos III. zur Aufteilung des ptolemäischen Ägypten steht. E. spricht sich zu Recht unter Widerlegung der wichtigsten Gegenpositionen deutlich für dessen Historizität aus; auch eine rhodische Fälschung sei nicht anzunehmen. Zentral ist die Zurückweisung einer sich in vielen Textausgaben und Übersetzungen von Pol. III 2,8 findenden Emendation des in allen Codices überlieferten τοῖς κατ’ Αἴγαιον zu τοῖς κατ’ Αἰγύπτον, gegen die sich schon Holleaux und Walbank in seinem Polybios-Kommentar ausgesprochen hatten (139-150). E. weist unter Bezug auf neu gefundene Inschriften nach, dass Philipp gezielt gegen ptolemäische Besitzungen im Ägäisraum (u. a. Samos, Milet, Bargylia) vorging. Ferner widerlegt er die Auffassung, Polybios habe ein lokales Bündnis zwischen dem seleukidischen Vizekönig Zeuxis und Philipp V. als Geheimvertrag zwischen beiden Königen missverstanden, da Philipp schon allein wegen seiner Stellung nicht mit einem Untergebenem des Antiochos einen Vertrag geschlossen hätte (170-174). Dass das Bündnis bei Livius anders als bei Polybios keine grosse Rolle spielt, erklärt E. aus der Benutzung einer annalistischen Quelle.

Die Kapitel fünf und sechs, “Reaction: Diplomatic Revolution in the Mediterranean, 203/02-200 BC” (181-229) und “Diplomatic Revolution in the Mediterranean, II: The Roman Decision to Intervene, 201/200 BC” (230-270), schildern ausführlich, auf welche Weise Rom immer stärker in die Geschehnisse des hellenistischen Ostens einbezogen wurde und wie es schliesslich zur Entscheidung Roms kam, militärisch zu intervenieren. Ursächlich dafür sei die “power-transition crisis”, die durch die Reduktion vom tripolaren zu einem bipolaren Mächtesystem ausgelöst wurde, nachdem “the most vulnerable significant actor” (so der Politologe Thomas Christensen) ausgeschieden war. Die direkt von diesen Kämpfen (“hegemonic wars”) betroffenen Staaten, wie Pergamon und Rhodos, wandten sich Hilfe suchend an Rom und versuchten sich nicht als Mitläufer der Könige Philipp und Antiochos (“bandwagoning”). Erst durch diese Gesandtschaften sah sich Rom zum Eingreifen veranlasst. Der Kriegsbeschluss gegen Philipp ging allerdings nicht ohne Probleme bei den Comitien durch, da das Volk die Notwendigkeit für einen erneuten Krieg kurz nach Beendigung des Ringens mit Hannibal nicht sah. Schliesslich konnte sich jedoch die Meinung durchsetzen, dass ein Präventivschlag gegen Philipp zur Wahrung der eigenen Sicherheit notwendig sei.

Der dritte Teil, “From Hegemonic War to Hierarchy, 200-170 BC”, behandelt jene Jahrzehnte, in denen Rom mit den hellenistischen Monarchien in militärischen Konflikt geriet. Im siebten Kapitel, “Hegemonic War I: Rome and Macedon, 200-196 BC” (273-305), fehlt bedauerlicherweise die Berücksichtigung der im Jahr 2005 erschienenen Monographie Rene Pfeilschifters zu Flamininus und dessen Griechenlandpolitik.7 Laut E. habe Rom noch während des Krieges lediglich an der Spitze einer antimakedonischen Koalition gestanden, wirkliche Akzeptanz sei aber bis dahin nicht zu beobachten. Der Erfolg gegen Philipp sei hauptsächlich auf dessen mangelhafte Ressourcen zurückzuführen. Das Konzept der Freiheit jedoch lasse sich bei den Römern weder vor noch während des Krieges erkennen. Entschieden tritt E. der Auffassung entgegen, die Freiheitserklärung habe in Wahrheit die Herrschaft Roms über die Griechen verkündet (292ff.). Dagegen sprächen neben dem positiven Echo bei Polybios auch inschriftliche Belege. Der Grund, warum Rom Griechenland nicht in eine provincia verwandelt habe, liegt nach E.s Überzeugung darin, dass man in Rom mit der Schwächung Makedoniens die Krise beendet glaubte (301). Ziel sei die Etablierung eines von römischen amici bevölkerten Griechenlands gewesen (305).

Gegenstand des achten Kapitels, “Hegemonic War, II: Rome and Antiochus the Great, 200-188 BC” (306-341)8, ist das Entstehen des Konflikts zwischen Rom und Antiochos III., der nach einer Niederlage des Königs mit dem Frieden von Apameia endete. Nach E. unterliess Antiochos im Jahr 200 den eigentlich logischen Angriff auf Ägypten auf ausdrücklichen Wunsch einer römischen Gesandtschaft und wurde dafür zum amicus populi Romani. Konsens besteht innerhalb der Forschung, dass der Abzug aller römischen Soldaten 194 ein entscheidender Fehler war, den letztendlich T. Quinctius Flamininus zu verantworten hat. E. betont, dass es die souveräne Entscheidung des Grosskönigs gewesen sei, nach Griechenland überzusetzen, wenngleich die Initiative von den Aitolern ausgegangen sei. Dies erklärt in der Tat viel besser das späte Landungsdatum des Seleukiden im Oktober 192, der gerade dadurch römisches Eingreifen zu verhindern suchte. Nach E. sei die fast gleichzeitige Landung des M. Baebius Tamphilus in Apollonia und die des Antiochos in Demetrias das Resultat von “mutual opacity” oder “out-of-date and poor information” (327). Man könnte auch von guter römischer Antizipation sprechen, denn die Kriegserklärung erfolgte ebenfalls noch ohne Wissen um die reale Situation. Die Pläne für eine Invasion Italiens durch den bei Antiochos untergekommenen Hannibal lassen sich, anders als dies E. und andere meinen, eben nicht durch römische Verteidigungsmassnahmen in Süditalien beweisen (328). Dies zeigt nur, dass die Römer mit einer solchen rechneten, nicht aber, dass exakte Pläne existierten. Ob tatsächlich der Verzicht auf die Landung in Griechenland gute Beziehungen zwischen beiden Reichen und eine relativ stabile bipolare Struktur zur Folge gehabt hätte (326f.), ist reine Spekulation. Denn die römische Forderung, dass sich Antiochos aus Europa zurückziehen solle, hätte weiter im Raum gestanden; dieser wiederum erhob erbliche Ansprüche auf Thrakien.9 Die Niederlage bei Magnesia und der Frieden von Apameia führten laut E. zu einem “unified unipolar system under Rome’s predomination, stretching from Spain to Syria” (340).

Das neunte Kapitel, “Hierarchy and Unipolarity, ca. 188-170 BC” (342-381), ersetzt gewissermassen die fehlende Zusammenfassung. E. betont zu Recht, dass Rom nach dem Sieg über Antiochos keineswegs Asien beherrscht habe; selbst in Griechenland agierten Staaten wie der Achaiische Bund weiterhin, ohne Rom zu fragen. Die von Rom durch den Sieg über Antiochos erzielte “unipolarity” musste nun gegen das “counterbalancing” der anderen griechischen Staaten verteidigt werden (361). Als Parallele zu diesem von dem amerikanischen Politologen Waltz entwickelten Modell führt E. die Stellung der USA nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion an, die jetzt durch den Irakkrieg wieder ins Wanken zu geraten drohe (356f.). Doch nach 188 sei es den griechischen Staaten eben nicht gelungen, eine gemeinsame Linie zu finden, wenngleich dies in der Vergangenheit vielfach vorgekommen war. Rom sei es mittels “off-shore” bzw. “long-distance balancing” gelungen, die Entstehung eines “obvious peer-competitor” zu verhindern. (363) Dies zeige sich allein daran, dass Rom zwischen 188 und 150 nur einen einzigen Krieg im Osten zu führen hatte, diesen allerdings bezeichnenderweise gegen das wieder erstarkte Makedonien unter Perseus. Erst dieser Krieg, so Polybios, habe die Situation entscheidend verändert, da durch die Vernichtung Makedoniens die “balance of powers” nicht mehr gegeben war. Von nun an sei auch das Verhalten Roms brutaler und fordernder geworden (380f.).

Das Buch beschliessen ein Literaturverzeichnis und ein ausführlicher Index.10 Dass E. jedes Kapitel mit einer “conclusion” beendet, erleichtert die Benutzung für den Nicht-Althistoriker erheblich, da dieser schnell einen Überblick zu den wesentlichen Aussagen erlangen kann, ohne die einzelnen Argumentationsstränge verfolgen zu müssen. Leider finden sich zahllose Tippfehler in den Zitaten lateinischer und griechischer Textstellen.11 Dies ist um so bemerkenswerter, da einige der vorgebrachten Argumente E.s auf genauer philologischer Analyse beruhen. Das bereits angesprochene Fehlen neuerer deutscher Forschungsliteratur ist ebenfalls ein Manko. Die genannten Mängel wiegen zwar schwer, ändern aber nichts an der Wichtigkeit der Arbeit und der Originalität der Aussagen. Anders als von Harris und seiner Nachfolgern postuliert, war es nach E. nicht Rom, das selbst das Heft des Handelns in Bezug auf den hellenistischen Osten in die Hand nahm, sondern die Initiative ging von den griechischen Staaten aus. Die entscheidende Voraussetzung hierfür schuf die so genannte “power-transition crisis”, die durch das Ausscheiden Ägyptens als Machtfaktor seit 207 ausgelöst wurde. Hinzu sei Roms eigene Furcht vor einer Invasion Italiens seitens Philipps V. und später des Antiochos getreten. Direkte Herrschaft habe Rom auch nach dem Sieg von Magnesia im Osten nicht ausgeübt; gleichzeitig aber sei es auch keinem anderen griechischen Staat geglückt, die jetzt vorherrschende Unipolarität umzukehren. Die E.s Modell innewohnende Logik ähnelt stark der Zeichnung von der römischen Reichsbildung, welche sich bei Polybios findet, und hier liegt auch das eigentliche Risiko: Sobald wir nämlich dessen Darstellung folgen, akzeptieren wir gleichsam auch sein Modell. Den eigentlichen Handlungsmotiven können wir uns so aber nur punktuell annähern. So wirkt auch E.s Modell des römischen Ausgreifens auf den Osten logisch und der Ablauf oft alternativlos. Die eingangs ausgedrückte Hoffnung, die Ereignisse durch Zuhilfenahme moderner Theorien zu den internationalen Beziehungen zu erklären, erfüllt E. durchaus. Ob dies aber auch einem aussenstehenden Beobachter des damaligen Zeitgeschehens, der noch nicht um den Ausgang wusste, so erscheinen musste, möchte ich auch nach der Lektüre dieses Buches bezweifeln.12 Die sicherlich lebhaften und kontroversen Reaktionen auf das vorliegende Buch können den Forschungen über jene so wichtige Periode nur zuträglich sein.

Notes

1. Pol. III 4,2.

2. Zu nennen wären hier u.a.: Senate and General. Individual Decision Making and Roman Foreign Relations, 264-194 B.C. Berkeley/Los Angeles/London 1987, und vor allem: Mediterranean Anarchy, Interstate War, and the Rise of Rome (Hellenistic Culture and Society 48). Berkeley/Los Angeles 2006, in dem schon einige der hier vorgetragenen Thesen vorweggenommen sind.

3. Rome, la Grèce et les monarchies hellénistiques au IIIe siècle avant J.-C. (273-205). Paris 1921. So schon Th. Mommsen, Römische Geschichte. Bd. 1. Berlin 1903 (9. Aufl.), 696-701.

4. W. V. Harris, War and Imperialism in Republican Rome. 327-70 BC. Oxford 1979.

5. E. S. Gruen, The Hellenistic World and the Coming of Rome. 2 Bdd. Berkeley 1984.

6. Unerwähnt bleibt D. Vollmer, Symploke. Das Übergreifen der römischen Expansion auf den griechischen Osten (Hermes-ES 54). Stuttgart 1990, nach dem Polybios’ Sicht auf die Ereignisgeschichte fehlerhaft ist und der ein Desinteresse Roms an Griechenland vor dem 2. Makedonischen Krieg entschieden bestreitet.

7. R. Pfeilschifter, Titus Quinctius Flamininus. Untersuchungen zur römischen Griechenlandpolitik (Hypomnemata 162). Göttingen 2005.

8. Dazu jetzt B. Dreyer, Die römische Nobilitätsherrschaft und Antiochos III. (205 bis 188 v. Chr.) (FAB 11). Hennef 2007, den E. — vielleicht wegen des Erscheinungsdatums — nicht berücksichtigt.

9. Erstaunlicherweise erwähnt E. niemals das Konzept des “speergewonnenen Landes”, dazu A. Mehl, Doriktetos chora. Kritische Bemerkungen zum “Speererwerb” in Politik und Völkerrecht der hellenistischen Epoche, in: AncSoc 11/12, 1980/81, 173-212.

10. Bedauerlicherweise sind beim Zitieren deutschsprachiger Literatur viele Fehler zu bemängeln: Umlaute fehlen oft, daneben fallen zahlreiche Buchstabendreher auf; so wird das gesamte Buch hindurch der Althistoriker Jakob Seibert als Siebert geschrieben. Der Finne Anssi Lampela erscheint sowohl mit der Schreibung Ampela als auch Lampela.

11. Es wird hier darauf verzichtet, diese im Einzelnen zu nennen; der Leser mit Kenntnis der Alten Sprachen findet sie zweifelsohne selbst. Verwiesen sei nur auf 48-51, wo konsequent in dicio populi Romani statt korrektem in dicione geschrieben wird. Belege für eine Verwendung von dicio im Nominativ existieren zudem im Lateinischen nicht.

12. Treffend Pfeilschifter (wie Anm. 7) 23: “Vielmehr sind meine Überlegungen angeregt von dem Zweifel, ob es überhaupt eine grundsätzliche Linie der Ostpolitik gegeben hat. Vielleicht vermag ja deshalb kein Modell die überaus dynamischen Konstellationen des frühen zweiten Jahrhunderts halbwegs befriedigend zu erklären.”