BMCR 2009.12.25

Ille operum custos: Kulturgeschichtliche Beiträge zur antiken Bienensymbolik und ihrer Rezeption. Spudasmata, Bd. 118

, , Ille operum custos: Kulturgeschichtliche Beiträge zur antiken Bienensymbolik und ihrer Rezeption. Spudasmata, Bd. 118. Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 2008. 318. ISBN 9783487136066. €44.80 (pb).

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Der von D. Engels und C. Nicolaye herausgegebene Sammelband widmet sich der Bienensymbolik im vorderen Orient und im griechisch-römischen Raum zwischen der mesopotamischen und der frühchristlichen Zeit auf der einen Seite, und ihrer Rezeption ab dem Mittelalter bis in die Moderne auf der anderen Seite. Das Werk erschien in der Reihe Spudasmata als Band 118 und entstand aus einem inneruniversitären Forschungsprojekt der RWTH Aachen und ist zugleich eine Festschrift zu Ehren von Raban von Haehling. Dies wird besonders in der Einführung deutlich, deren dreiseitige Kurzvorstellung der Beiträge um eine siebenseitige Eulogie (mit Anekdote zur Genese des Werkes) auf den Jubilar ergänzt wurde. Auf die Einleitung folgen dann vierzehn, thematisch höchst unterschiedliche, Aufsätze, die in der Regel um die zwanzig Seiten lang sind. Die Beiträge wurden in die Bereiche “Die Biene in der Alten Welt” und “Rezeptionsgeschichte” gegliedert, wobei aber nur einer der Aufsätze aus dem Bereich “Rezeption” tatsächlich Antikem in Modernem auf der Spur ist. Die meisten anderen Aufsätze widmen sich der Biene oder dem Bienenstaat als Symbol in mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Kontexten. Dabei haben sowohl Klosterstrukturen als auch ausgewählte Stücke der deutschen, englischen und spanischen Literatur ihren Platz. Im Grossen und Ganzen ist die Gliederung daher chronologisch, vom antiken Mesopotamien bis hin zum spanischen Bürgerkrieg der 1930er Jahre. Nur gelegentlich wird in einzelnen Beiträgen zeitlich vorgegriffen und werden Aspekte folgender Aufsätze antizipiert.

Den ersten Aufsatz liefert D. Engels unter dem Titel “Hierin ist ein Zeichen für solche, die nachdenken”. Er schlägt gekonnt den Bogen von Mesopotamien über Ägypten und Israel bis in den Islam und widmet sich dabei sowohl den spärlichen mesopotamischen Quellen als auch jüdischen (d. h. hebräisch und griechisch verfassten) und islamischen Quellen (aus dem Koran und den Hadithen). In Einklang mit den fachlichen Gepflogenheiten werden dabei griechische, hebräische und lateinische Zitate nicht übersetzt, sehr wohl aber die arabischen Passagen. Dies kann es nicht affinen Lesern gelegentlich schwierig machen, dem Duktus zu folgen. Dennoch ist die Einbeziehung der arabischen und hebräischen Quellen besonders hervorzuheben, da in ihnen oft mesopotamische Elemente weiterleben, die in der philhellenen europäischen Geschichtstradition (besonders der deutschen) oft aussen vor bleiben müssen. Im Fazit werden die orientalischen Traditionen hier schon einmal behutsam gegen die griechischen Überlieferungen abgegrenzt und ihre patriarchalen, stark hierarchisierenden und monarchischen Gesellschaftsstrukturen als Auslöser für einen zwingenden Vergleich mit dem Bienenstaat gesehen.

In einem zweiten Aufsatz untersucht S. Herren “Die Bienen in der antiken Mythologie”. Dabei untersucht sie zunächst den Mythos des Zeus auf Kreta, wo Bienen als Ammen fungieren. Danach thematisiert sie die Gleichsetzung von Kultelementen und Priesterinnen mit Produkten der Bienen und ihnen selbst. So zeigt sie unter anderem auf, dass einige Priesterinnen von Demter, Persephone/Kore, aber auch Rhea, Magna Mater und anderen als Bienen ( μέλισσαι) bezeichnet wurden. Ein anschliessendes Kapitel beschäftigt sich mit Musen, die Bienen ( μέλισσαι) genannt wurden und verbindet so Götter und ihre Kulte mit dem Animistischen der Nymphen. Die beiden letzten inhaltlichen Kapitel sind der späteren Literatur gewidmet, der spontanen Entstehung von Bienen aus Toten (Bugonie) und der Seelensymbolik der Biene (Glaucos-Mythos). Damit wird die Bienensymbolik aus der Sphäre des Göttlichen geholt, indem es auf den Menschen und seinen Tod bezogen wird, und so ein weiterer wesentlicher Teil der griechischen Bienensymbolik bearbeitet. Wie im vorherigen Aufsatz von D. Engels verbindet S. Herren im Fazit orientalische Traditionen mit den griechischen und stellt die gemeinsamen Sinnbilder noch einmal dar.

Gut angeschlossen an die Kapitel zur Literatur ist auch der dritte Aufsatz über “Die Biene in der griechischen Dichtung von der archaischen Zeit bis zum Ende des Hellenismus” von Th. Bounas. Dieser kennzeichnet die wichtigsten Topoi, die der Biene in der griechischen Poesie zugeordnet wurden, und untersucht auch philologische und literaturgeschichtliche Veränderungen. Bounas scheut dabei nicht davor zurück, auch Elemente aufzugreifen, die an anderer Stelle vorher schon angeschnitten wurden und vertieft sie unter den eigenen Vorzeichen erneut. Nachdem er zunächst Homers Passage über den Heerbann des Agamemnon als Beispiel für das Bild des ausströmenden Bienenschwarms untersucht hat, greift er so zum Beispiel die Biene im religiösen Kontext und als Symbol des Dichters wieder auf. Beide Punkte wurden (unter anderer Perspektive) bereits im vorigen Aufsatz diskutiert und so ergänzt Bounas Herren hier hilfreich. Besonders im Kapitel zur Biene als Zeichen der Aggressivität wird ein naturkundliches Phänomen der Antike deutlich: Die Abgrenzung zwischen Biene, Hummel, Wespe und Hornisse ist nicht immer scharf, und ihre Charakteristika verschwimmen gelegentlich. Dies wird besonders deutlich durch das Kapitel über “Gut, Böse und Eros”, in dem die Biene als Symbol für Gutes, das einem mit etwas Schlechtem zusammen widerfährt, gezeigt wird. Schlüssig zeigt Bounas so die Entwicklung vom aggressiven Schwarminsekt zum fleissigen, Süssigkeit bringenden Geschöpf. Die Biene verliert allerdings nie, auch das macht Bounas klar, die dichotome Bedeutung des gleichsam Gutes und Schlechtes bereitenden Wesens.

Zusammen mit K. Frantz beteiligt sich D. Engels ein weiteres Mal mit dem Aufsatz über Bienen als Vorzeichen im republikanischen Rom an der Publikation. Hierbei stellen die Autoren an Hand der statistischen Häufigkeit von überlieferten Prodigien die stark “negative Interpretation” der Biene fest. Scheinbar hat die Biene für römische Vorzeichendeuter vor allem Heeresniederlagen und Götterzorn angedeutet, und Bienenprodigien häufen sich zu Krisenzeiten wie dem 2. Punischen Krieg, den Gracchen-Reformen und den Bürgerkriegen. Offenbar änderte sich diese Praxis, wenig verwunderlich, erst mit der Tradition Vergils. Dieser glich die Bienensymbolik für Augustus eher an die hellenistische, monarchische und positive Sichtweise an.

Diese Veränderung greift auch der Folgeaufsatz von Th. Olbertz Apis in der klassisch römischen Litertur auf. Er schildert die Entwicklung der Bienen-Topoi von Lukrez über Cicero und Vergil (sein Kernpunkt) im 1. Jh. v. Chr. bis hin zu Petronius, Plinius und Quintilian im 1. Jh. n. Chr. Zwar hält er fest, dass es keine einheitliche Metaphorik gibt, sehr wohl aber Konstanten. Dabei überwiegen jetzt die positiven Aspekte wie “Gemeinschaft, Natur, Idylle, Reinheit und Fleiss”, die interessanterweise allesamt zuvor eher der griechischen Symbolik und nicht der römischen entsprachen, wenn man auf den Aufsatz zuvor schaut.

Die für die Diskussion der Bienensymbolik so dringend benötigte Betrachtung des naturkundlichen Wissens der antiken Gesellschaften über die Bienen liefert C. Nicolaye in dem sechsten Aufsatz. Sie konzentriert sich dabei auf die griechisch-römische Überlieferung, allen voran Aristoteles, Vergil, Plinius, Aelian und Columella. Hierbei sticht vor allem die Bedeutung der Unkenntnis der antiken Naturkundler über die Geschlechter der Bienen ins Auge. Zwar ist der griechische Begriff μέλιτται für die Arbeitsbienen grammatisch weiblich und der für die Drohnen ( κηφνῆς) männlich, die Königinnen werden aber immer als Könige oder Herrscher, und damit männlich, angesprochen. Diese Betrachtung scheint für die patriarchale Antike selbstverständlich und änderte sich, auch das greift Nicolaye schlüssig auf, erst mit der Neuzeit. Damit erklärt die Autorin auch, warum an den Herrschermetaphern in der Antike nie gezweifelt wurde.

Im siebten Beitrag widmet sich K. C. Ronnenberg der Biene in der Bibel und ihrem Nachhall im frühen Christentum. Hierbei erstaunt es, dass das Insekt zwar gerne und viel von den frühen Christen in ihrer Bildsprache genutzt wird, im Neuen Testament jedoch nicht auftaucht. Hat der Honig noch eine durchweg positive Bedeutung (z. B. Land “in dem Milch und Honig fliessen”, Ex 3,8), so wird die Biene durchaus oft negativ im Alten Testament gedeutet. Ihre Verwendung ist in der frühchristlichen Literatur daher schwierig und es werden verstärkt die positiv berichtenden Stellen benutzt. Die Problematik sieht Ronnenberg noch dadurch verstärkt, dass die Septuaginta eine höhere textliche Eigenständigkeit besitzt, als von einer blossen Übersetzung zu erwarten ist. Ihr Einfluss auf die frühen Christen, von denen ja nur wenige die hebräischen Texte lesen konnten, war damit höher als gemeinhin angenommen.

Mit “Die Biene als Symbol bei Ambrosius” bringt wiederum C. Nicolaye einen achten Beitrag hinzu, der zeitlich auf den von Ronnenberg folgt. Wie auch Ronnenberg andeutet, deckt Nocolaye auf, dass sich die frühen Christen schwer damit taten, die reichhaltige und verbreitete pagane Symbolik links liegen zu lassen und nur die alttestamentarische Bildsprache zu pflegen. Besonders die Vita Ambrosii des Paulinus von Mailand ist dabei von Interesse, denn sie stellt Ambrosius durch ein Bienenwunder in eine Tradition mit grossen paganen Autoren wie Homer, Pindar oder Vergil. In einem zweiten Schritt untersucht Nicolaye dann die Schriften des Ambrosius selbst, der die Propheten mit Bienen gleichsetzt und dessen Bildsprache dabei ebenfalls pagan bleibt. Besonders deutlich wird das in seinem Werk über den Bienenstaat, in dem er die verschiedenen Herrschaftsdesignationen aufreiht und dabei Argumente ähnlich der Verfassungsdebatte des Herodot (Hist. 3,80-84) nutzt.

Der neunte Aufsatz von L. Geis ist zugleich der erste Aufsatz im zweiten, rezeptionsgeschichtlichen Teil. L. Geis betrachtet den Bienenstaat als Vorbild klösterlichen Zusammenlebens und zieht hierzu nacheinander Augustinus (“De doctrina christiana”), Isidor von Sevilla (“De natura rerum”), Alexander Neckam (“De naturis rerum”) und Thomas von Cantimpré (“Liber de natura rerum” und “Bonum universale de apibus”) hinzu. Die Betrachtung verläuft somit vom frühen 5. bis zum mittleren 13. Jahrhundert und verfolgt die westlichen Klostergemeinschaften vom Anfang bis in die Zeit der zweiten Generation der Dominikaner. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Krise der Dominikaner nah dem Tode des Ordensgründers und damit die Werke des Thomas von Cantimpré, der ab 1232 Mitglied des Ordens war. Nach L. Geis nutzt Thomas von Cantimpré sein Werk “Bonum universale de apibus” um die ideale klösterliche Hierarchie an Hand einer Bienenallegorie deutlich zu machen. Er tritt damit, so L. Geis, in die Tradition der “Humanisierung der Biene” und nutzt bekannte und neue Allegorien zur Rechtfertigung der dominikanischen Hierarchie.

Die Aufsätze Nr. 10, 11 und 13 bilden eine Gruppe von philologisch arbeitenden Aufsätzen, die der Anglistik (K. Kramer: “As Bees in Springtime”), Germanistik (A. Schüller: “Eines der edelsten Geschöpfe”) und Romanistik (M. Schneider: “El Canto de la Miel”) zuzuordnen sind. Obschon Aufsatz Nr. 12 zwischen ihnen platziert wurde, behandele ich die drei Beiträge hier gemeinsam. In einer Untersuchung englischer Literatur vom Ende des 16. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts verfolgt K. Kramer drei verschiedene Autoren und ihre Nutzung der Biene als Sinnbild höchst unterschiedlicher Zusammenhänge. Sie wählte für ihre Betrachtung Shakespeares “Henry V”, Miltons “Paradise Lost” und Mandevilles “The Grumbling Hive” aus. Die drei Werke sind von unterschiedlichen Gattungen, mit differierenden Absichten und geschrieben vor, während und nach den immensen Umwälzungen des 17. Jahrhunderts in England. Eine Analyse der Rezeption antiker Bienensymbolik findet in diesem Aufsatz nicht statt, denn keines der Werke nimmt direkten Bezug auf antike Texte, was für fiktive Literatur aber auch nicht verwundert. Allerdings gelingt es K. Kramer, einen möglichen Wandlungsstrang der Bienensymbolik nachzuzeichnen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Shakespeares Rede des Bischofs von Canterbury in “Henry V” eine klassische Wiedergabe einer monarchischen Staatsverfassung ist, versinnbildlicht durch den Bienenstaat, Mandevilles satirisches Gedicht aber danach trachtet, Heuchelei anzuprangern, und Miltons Bienen nicht nur Bienenhaftes haben, sondern auch heuschreckenartig sind. Dass die Biene aber positiv und negativ konnotiert ist, stellt nicht zwingend eine Entwicklung dar, sondern ist schon in der Antike parallel auftretend vorhanden, wie vorausgehende Aufsätze zeigen.

Der folgende Aufsatz von A. Schüller untersucht indes nicht einzelne Stücke, sondern die neuzeitlichen deutschen Fabeln als Ganzes. Dies mag zunächst verwundern, tritt die Biene doch weder in den antiken noch in den neuzeitlichen Fabeln besonders häufig in Erscheinung. Dennoch gelingt A. Schüller eine schlüssige und interessant zu lesende Argumentation: Die Biene, so führt er aus, steht bei Christian Fürchtegott Gellerts “Die Biene und die Henne” nämlich nicht nur im üblichen Einklang mit hergebrachter Bienensymbolik, sondern sie versinnbildlicht die Dichtkunst selbst. Die Biene wird bei dem beliebten Autor des 18. Jahrhunderts somit in der Metaebene verwendet und reflektiert Angriffe auf die Dichtkunst als vermeintlich nutzlose Kunst.

Der dritte neuphilologische Aufsatz, M. Schneiders Beitrag über Federico García Lorcas “El Canto de la Miel”, behandelt nicht die Biene, sondern “die geistige Welt des jungen Lorcas” an Hand seines Gesangs über den Honig. Den Honig fasst M. Schneider dabei vornehmlich als Symbol eines Goldenen Zeitalters auf und sieht den Dichter in einer Phase der Identitätsfindung, zu einer Schaffenszeit, in der Europa in den letzten Zügen des 1. Weltkrieges liegt und damit im Chaos zu versinken droht.

Der hier zunächst übersprungene zwölfte Aufsatz D. Engels” zu “Ursprung und Wandel der Bienensymbolik bei Napoleon I. und Napoleon III.” widmet sich der bonapartistischen Herrschaftspropaganda und der Funktion der Biene darin. Dabei sieht D. Engels die Biene als Rückberufung auf eine (vermeintliche) französische Frühzeit und verbindet die Bienensybolik Napoleons mit dem Fund von (als Bienen interpretierten) goldenen Insektendarstellungen im Grabe Childerichs I. im Jahre 1653. Dabei macht D. Engels deutlich, dass die bis zur Überstrapazierung genutzte Bienensymbolik des Empire die Weiterverwendung der Biene nahezu unmöglich machte, was durch die Wiederverwendung durch Napoleon III. verschärft wurde.

Der vierzehnte und letzte Aufsatz von R. Paulus und D. Engels sammelt “Einige psychoanalytische Perspektiven zur Symbolik der Bienen” und möchte helfen, die Lücke der ausbleibenden Psychoanalyse der Bienensymbolik zu schliessen. Hierzu resümieren die Autoren vier zentrale Topoi der Bienensymbolik: Die Biene als Zeichen der patriarchalischen Monarchie, als Phallusobjekt, als Symbol von Wiedergeburt oder Unsterblichkeit und zuletzt als Projektion von Reichtum. Die Autoren weisen dabei besonders darauf hin, dass die Biene sowohl über lange Zeit, als auch in verschiedenen Kulturen stets ein immer gleiches Repertoire an Assoziationen hervorrief. Es bleibt aber offen, warum denn dann auch andere Tiere kulturübergreifend und über Jahrhunderte gleichermassen charakterisiert wurden.

“Ille operum custos” zielt darauf ab, die Bienen und ihre Symbolik durch die Antike zu verfolgen, und bietet darüber hinaus auch einen Schwerpunkt in der Rezeption des Insekts nach der Antike. Ein abschliessender Aufsatz, der die Essenz der vorigen Aufsätze zusammenfasst, bleibt leider aus. Der letzte Aufsatz bringt dabei lediglich eine weitere Disziplin, zu kurz um wertvolle Erkenntnisse zu sammeln, ins Spiel. So wird das grosse Potential zwischen den vielen zusammengeführten Disziplinen brach liegen gelassen, obwohl die Einführung den Leser zu Beginn auf mehr Brückenschläge hoffen lässt.

Daher gilt abschliessend, was zu Beginn bereits angedeutet wurde: “Ille operum custos” trägt die Züge einer traditionellen, lose thematisch gebundenen Festschrift und beleuchtet nicht ein einziges Themengebiet vom Standpunkt verschiedener Disziplinen. Vielmehr widmen sich verschiedene Disziplinen unterschiedlichsten Ansätzen zu einem breiten Thema, verteilt über die gesamte Kulturgeschichte der Alten Welt. Das wird unter anderem deutlich durch die Tatsache, dass obwohl Anglistik, Germanistik und spanische Romanistik hier nebeneinander arbeiten, es aber untergegangen ist, dass nur das Deutsche regelmässig die Eusozialität der Bienen ausdrückt.1 Dennoch bleiben die Aufsätze als Einzelwerke wertvolle und gut lesbare Beiträge zu ihren Fragestellunge.

Contents

Vorwort

Einleitung (David Engels, Carla Nicolaye)

Die Biene in der Alten Welt

“Hierin ist ein Zeichen für solche, die nachdenken.” Die Bienensymbolik im Vorderen Orient. Ein Überblick zu Entwicklungslinien und -tendenzen (David Engels)

“Fueritne mulier pulcherrima specie Melissa, quam Iuppiter in apem convertit.” Die Biene in der antiken Mythologie (Sabrina Herren)

“Weder den Honig noch die Biene begehr” ich.” Die Biene in der griechischen Dichtung von der archaischen Zeit bis zum Ende des Hellenismus (Thomas Bounas)

“Inminentia destinatae cladis signa.” Bienenvorzeichen im republikanischen Rom (Kathrin Frantz, David Engels)

“Illum admirantur et omnes.” Apis in der klassischen römischen Literatur (Thomas Olbertz)

“Sed inter omnia ea principatus apibus.” Wissen und Metaphorik der Bienenbeschreibungen in der antiken Naturkunde als Grundlage der politischen Metapher vom Bienenstaat (Carla Nicolaye)

“Vade ad apem et disce.” Die Biene in der Bibel und das literarische Echo bei den Christen der ersten vier Jahrhunderte (Karsten C. Ronnenberg)

“Quam te velim, imitatricem esse huius apiculae.” Die Biene als Symbol bei Ambrosius (Carla Nicolaye)

Rezeptionsgeschichte

“Modus vivendi claustralium.” Der Bienenstaat als Vorbild klösterlichen Zusammenlebens. Zum Bonum universale de apibus des Thomas von Cantimpré (Lioba Geis)

“As Bees in Springtime.” Zur Verwendung der Biene in der Bildsprache der englischen Literatur (Katja Kramer)

“Eins der edelsten meiner Geschöpfe.” Die Symbolik der Biene in deutschen Fabeln des 18. Jahrhunderts (Alexander Schüller)

“Bel insecte à l”aile dorée, veux-tu rester mon compagnon?” Ursprung und Wandel der Bienensymbolik bei Napoleon I. und Napoleon III. (David Engels)

“El Canto de la Miel.” Überlegungen zur Antikenrezeption in einem Frühwerk des Federico García Lorca (Monika Schneider)

“Sehr wahrscheinlich haben die Bienen durch Jahrtausende gerungen.” Einige psychoanalytische Perspektiven zur Symbolik der Biene (Rachel Paulus, David Engels)

Notes

1. Die deutschen Begriffe Bienenvolk und Bienenstaat sind nicht direkt ins Englische übertragbar. Lediglich das englische beecolony (für Bienenstaat) vermittelt einen ähnlich sozialen Gedanken. Häufiger ist aber beehive (wörtlich: Bienenschwarm), ein Ausdruck, der eher Unordnung assoziiert. Das Spanische nutzt hier keinerlei Komposita und sagt la colmena oder el colmenar für Bienenstock, Bienenhaus und Bienenkorb oder el abejar (nur für Bienenstock).