Der Anfang dieses Jahrtausends hat im Zusammenhang mit den militärischen Operationen im Irak gezeigt, dass Krieg—im Unterschied zu früheren Epochen—einen weit über die eigene unmittelbare Betroffenheit hinausreichenden Sachverhalt bildet und geeignet ist, intensiv geführte Diskussionen und globale Demonstrationen zu entfachen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen erlangen ausser den juristischen und ethischen Fragen jene nach den Kriegskosten und der Finanzierung militärischer Unternehmungen (im wahrsten Sinne des Wortes) entscheidende Bedeutung. Schon seit alters her und nicht nur in Zeiten klammer Staatskassen war diese Frage eine zentrale, wenn nicht sogar die Frage vor, während und nach dem Kriegsgeschehen. Geld regiert nicht nur die Welt, sondern bestimmt ganz wesentlich auch den Ausgang militärischer Konflikte. Dabei besitzt Krieg nicht nur eine vernichtende Komponente, sondern vermag teils auch zum Erhalt, zur Bewahrung und Förderung ziviler Systeme beizutragen,1 was angesichts der Kriegsgrausamkeit zu akzeptieren oft schwer fällt. Dementsprechend ist Krieg und seine Finanzierung auch eine Frage, die für den Zivilisten von zwiefachem Interesse sein darf. Ein entsprechendes Interesse, das sicherlich über die Grenzen des fachlich Spezialisierten hinausgeht, darf auch für das von Friedrich Burrer und Holger Müller herausgegebene Werk “Kriegskosten und Kriegsfinanzierung in der Antike” erwartet werden.
Der vorliegende Band verdankt seine Entstehung dem DFG-Projekt “Antike Kriegskosten”2 und der 2007 in Mannheim veranstalteten Tagung “Kriegskosten und Kriegsfinanzierung von der Antike bis zur Neuzeit” (16.-18. Februar 2007), die sich in 16 Beiträgen widerspiegelt und Impulse für weitere Forschungsarbeiten lieferte.
Die Herausgeber Friedrich Burrer und Holger Müller sehen das Projekt noch “in der Auswertungsphase” (S. 11), so dass die vorgelegte Publikation eher als eine Zwischenstandsaufnahme zu sehen ist, weisen sie doch zusätzlich darauf hin, vorliegender Band vermöge unmöglich einen Forschungsüberblick, sondern vielmehr eine Momentaufnahme der aktuellen Forschungslage zu bieten. Entsprechend richtet sich hier vorgetragene Kritik nicht gegen das Projekt und die Qualität der Beiträge als solche, denn ganz zu Recht betonen die Herausgeber ein dringendes Forschungsdesiderat für die Antike, “als im antiken . . . Leben der Krieg eine überragende Rolle gespielt hat” (S. 10).
Kritik verdient die Präsentation dieses interessanten Themas und der lesenswerten Beiträge. Die Herausgeber gehen scheinbar vom projektinvolvierten Leser bzw. dem Teilnehmer der Tagung aus. Dafür spricht ein unstrukturiertes Inhaltsverzeichnis, das dem Leser den Umgang erschwert, und in der Einleitung angeführte, aber schliesslich dann doch fehlende Beiträge (A. Chaniotis und Ph. de Souza) oder umgekehrt in der Einleitung unerwähnte Beiträge (J. Nowosadtko). Gleiches gilt für den Beitrag von W. Szaivert, der dem zweiten Abschnitt angehört, allerdings bei den Beiträgen des dritten Abschnitts steht, für die umgekehrte Chronologie im dritten Abschnitt zwischen den Beiträgen von H. van Wees und K. Brodersen, und schliesslich für eine uneinheitliche und teils leseunfreundliche Formatierung der Literaturverzeichnisse. Das Werk anhand dieser formalen Schönheitsfehler zu bewerten wäre unfair, da es wesentlich auf den Inhalt ankommt, der ein deutlich besseres Urteil verdient hat, aber diese Kritik darf und muss den Herausgebern auf die Schwelle gelegt werden. Ein klares und konsequent verfolgtes Raster hätte eher ein Ganzes als die Summe seiner Teile zu schaffen vermocht.
Es werden vier Themenkreise behandelt: (1) Kosten einzelner Kriege, (2) einzelne Kostenarten, (3) Kriegsfinanzierung in verschiedenen Epochen, (4) einzelne Finanzierungsarten. Der in den Fokus genommene Zeitrahmen erstreckt sich von 478/477 bis 27 v. Chr. Als etwas unglücklich erscheint es dann allerdings, dass von den Autoren gerade die ausgesparte römische Kaiserzeit als Argument für die Bedeutung von Kriegskosten innerhalb des Staatshaushalts angeführt wird (S. 9). Abgesehen von diesen Kritikpunkten darf die Einführung zu dieser Thematik als durchaus gelungen betrachtet werden. Hervorzuheben ist besonders die gute Quellenkritik in Text und Bild. Sie vermittelt einen Eindruck von der im Projekt geleisteten umfangreichen und differenzierten Aufarbeitung antiker Quellenbelege über antike Kriegskosten. Diese können über eine Datenbank auf der Homepage des Projekts weiter erschlossen werden. Neben einem umfangreichen Literaturverzeichnis, das jedem Beitrag angefügt ist, gestaltet sich der Hinweis auf eine weitere, gleichfalls auf der Homepage einsehbare, umfangreiche Literaturliste als sehr positiv. Ein Sach- und Namensindex erleichtern zudem eine konkrete Suche.
Entgegen der Betitelung des ersten Abschnitts als “Kosten einzelner Kriege” widmet sich dieser konkret eigentlich nur einem, dem Peloponnesischen Krieg, der in zwei Beiträgen besprochen wird. Dies erscheint etwas bedauerlich, denn beide Beiträge überlagern sich nicht nur ein wenig, sondern vermitteln mit ihrem Schwerpunkt auf der Seekriegsführung ein einseitiges Bild, das die überwiegende Masse der an Land geführten Kriegsoperationen nicht für ein Vergleichsmomentum erschliesst. Klaus Meisters Beitrag (Die finanzielle Ausgangssituation Athens zu Beginn des Peloponnesischen Krieges, S. 19-27) korrigiert das von Thukydides (Rede des Archidamos) vermittelte Bild vom übermächtigen Athen hin zu einem Athen, das bereits in der Anfangsphase des Krieges enorm belastet gewesen sein muss. Nach Jürgen Malitz (Der Preis des Krieges. Thukydides und die Finanzen Athens, S. 28-45) sind Kriegskosten bei Thukydides (anders als bei Herodot) “ein wichtiges Element seiner Darstellung” (S. 28) und somit für Malitz Indiz auf den in seiner Bedeutung gestiegenen Kostenfaktor, bedingt durch eine intensive waffentechnische Modernisierung der Seekriegsführung (Trieren). Demzufolge habe auch die Finanzmacht des Perserkönigs diesen zum entscheidenden Faktor im gesamten Kriegsgeschehen werden lassen. Für Malitz erfährt Krieg durch die höhere Bewertung des Kosten- bzw. Geldfaktors eine Qualitätsveränderung dahingehend, dass hier nicht mehr ein “patriotisch” (S. 37) geführter Krieg, sondern ein im Wesentlichen durch die dahinterstehende Finanzpotenz der beteiligten Parteien bestimmte Materialschlacht stattfand. Ob die gewandelte Kriegsqualität allein aus dem Kostenfaktor und nicht auch aus einer veränderten Gegnerkonstellation begründet gewesen sein könnte, darf gefragt werden.
Der zweite Abschnitt thematisiert “Einzelne Kostenarten”, vorgetragen in vier Beiträgen. Der wohl rahmengebende Beitrag von Philipp de Souza, der einen Überblick zur Seekriegsfinanzierung von der Archaik bis zur römischen Kaiserzeit hätte bieten sollen, fehlt aus von den Herausgebern nicht zu vertretenden Gründen. Vincent Gabrielsen (Die Kosten der athenischen Flotte in klassischer Zeit, S. 46—73) kehrt in seinem Beitrag die Kostenintensivierung der Kriegsführung in klassischer Zeit hervor, die — bedingt durch gestiegene Ansprüche im Bereich der Seekriegsführung — nicht nur zu einem proportionalen, sondern äquivalenten Bedeutungs-Verhältnis zwischen Kriegswaffen und Finanzen führte, weil “der Zusammenhang zwischen Geld und Seekriegführung so stark geworden war, dass Geld oder Reichtum allein schon als Waffe betrachtet wurde” (S.61). Friedrich Burrer (Sold und Verpflegungsgeld in klassischer und hellenistischer Zeit, S. 74-90) behandelt die Entwicklung und Modalitäten der Entlohnung von Soldaten. Holger Müller (Gesandtschaftsgeschenke im Kontakt kriegerischer Auseinandersetzungen im Altertum, S. 91-105) erweitert das Betrachtungsspektrum von den unmittelbaren hin zu den mittelbaren Kriegskosten und beschäftigt sich mit der diplomatisch-politischen Seite des Krieges. Livius, dem Müller hohen Quellenwert beimisst, berichtet hinsichtlich des Umgangs mit Gesandtschaften von der Herausbildung eines Einheits- und zugleich fein abgestuften Rangsystems hinsichtlich des betriebenen Aufwandes. Wolfgang Szaivert (Kriegskosten—eine Spurensuche in der antiken Numismatik, S. 161-174) geht der Frage nach, anhand welcher Kriterien sich numismatische Reaktionen auf die Kriegskostendeckung ausmachen lassen. Dabei kommt er am herangezogenen Beispiel der Denareinführung 211 v. Chr. zu dem Schluss, die Einführung habe etwa durch eine veränderte Rom-Typologie des Münzbildes und einen vereinheitlichend wirkenden Währungsumlauf einem politischen Abfallprozess entgegnet und eine Orientierung hin auf Rom bewirkt. Der Beitrag von Szaivert erweckt auch aus dem Grund Interesse, als er sich von den vorangegangenen Beiträgen in seiner Akzentsetzung deutlich absetzt: Geld erscheint hier nicht allein als Verkörperung einer ihm innewohnenden Potenz, militärische Macht zu schaffen, sondern zeigt, wie intensiv die Kriegsfinanzierung mittels Münze auch als kommunikatives Medium Verwendung fand.
Der dritte Abschnitt “Kriegsfinanzierung in verschiedenen Epochen” beleuchtet als interdisziplinärer Entwicklungsüberblick eine proportionale Verbindung zwischen Effizienzsteigerung des Finanzsystems und militärischer Potenz. Kai Brodersen (Nützliche Forschung: Ps.-Aristoteles? Oikonomika II und die Haushalte griechischer Poleis, S. 106-127) untersucht anhand der Oikonomika des Pseudo-Aristoteles die Finanzierungssituation griechischer Poleis im 4. Jahrhundert. Pseudo-Aristoteles stellt ein speziell auf diese Fragestellung ausgerichtetes kompilatorisches Werk vor, das als eine Art “Konz der Antike” gerade auf die Spitzenwerte in den Bilanzen der Poleis hinweist (einschliesslich der Forderung eines zwischen Ausgaben- und Einnahmenbereich streng kalkulierenden Bilanzwesens). Hans van Wees (“Diejenigen, die segeln, sollen Sold erhalten”. Seekriegführung und -finanzierung im archaischen Eretria, S. 128-150) sucht durch eine Neuinterpretation des Gesetzes von Eretria zu belegen, dass die im Wesentlichen auf den Angaben bei Thukydides basierende Datierung der Verwendung von Trieren zur Kriegsführung in Athen nicht erst auf 483 v. Chr. anzusetzen, sondern parallel zu Eretria auch für Athen um 20 bis 40 Jahre ins späte 6. Jahrhundert vorzuverlegen sei. Die Trieren des 6. Jahrhunderts seien jenen des 5. Jahrhunderts an Zahl unterlegen, aber “in vielerlei Hinsicht historisch bedeutender als die berühmten Flotten der Perserkriege [gewesen], da ihre Schaffung die Mechanismen und Prinzipien von Staatskontrolle und staatlicher Finanzierung begründete, ohne welche die spektakuläre Flottenexpansion der 480er Jahre nicht möglich gewesen wäre” (S. 142). Léopold Migeotte (Kriegs- und Verteidigungsfinanzierung in den hellenistischen Städten, S. 151-160) fragt, in welchem Masse Poleis von der Klassik zum Hellenismus militärischen Verpflichtungen ausgesetzt waren und ihre Staatsausgeben geordneten Bahnen folgten. Olivier Picard (Thasische Tetradrachmen und die Balkankriege im ersten Jahrhundert v. Chr., S. 175-192) versucht anhand einer umfangreichen numismatischen und topographischen Beweisführung, Licht in die Finanzierung und die Rolle thasischer Finanziers zur Zeit der in den Schriftquellen schlecht überlieferten Balkankriege zu bringen. Uwe Tresp (Kostenbewusstsein im Krieg? Zur Verwaltung und Finanzierung der Kriegführung deutscher Fürsten im 15. Jahrhundert, S. 193-209) widmet sich dem Spätmittelalter. Im Unterschied zur bereits hervorgehobenen Belastungswirkung durch Kriegskosten hebt Tresp das zur Bewältigung und für das politische Überleben erforderliche evolutionäre Element der Kriegskosten hervor, das unter anderem zur Effizienzsteigerung des “staatlichen” Finanzwesens und zur Ausbildung des ständischen Dualismus (Fürst—Stände) führte und damit wesentliche Grundlagen für die Herausbildung neuzeitlicher Staatsstrukturen beisteuerte. Niklot Klüssendorf (“Kleine” Mechanismen der Kriegsfinanzierung in der frühen Neuzeit, besonders im 18. Jahrhundert, S. 210-227) gibt anhand neuzeitlicher Numismatik einen Einblick in die Finanztricks der Kriegsparteien (bis hin zum Falschgeld als Waffe gegen den Feind). Weiter berichtet er von versuchten Gegenmassnahmen zur Bewältigung der enormen Kostenlast im Einzugsbereich der Kriege, die nicht nur einen Krieg zu Felde, sondern auch in den Münzen widerspiegeln.
Der vierte Abschnitt steht mit drei von vier Beiträgen klar im Zeichen der Römer. Die Herausgeber haben ihn unter das Stichwort der “Finanzierungsarten” gestellt und weiter in Beute (Reinhard Wolters) und Reparation/Kontribution (Burkhard Meissner / Peter Kehne) untergliedert. Der Beitrag von Jutta Nowosadtko wurde von den Herausgebern zwar nicht explizit zugeordnet, dürfte aber wohl im zweiten Bereich anzusetzen sein. Reinhard Wolters (Triumph und Beute in der römischen Republik, S. 228-245) beleuchtet den Kostenfaktor Krieg von der Ergebnisseite her — dem Triumph. Beute diente im nobilitären Wettbewerb als Leistungsmassstab, so dass etwa den bei Livius tradierten Beutezahlen hohe Glaubwürdigkeit beizumessen sei. Durch die Trennung von Kriegskosten und Kriegserträgen präsentierte sich Beute während der Triumphzüge gewissermassen als “Bruttoertrag” des Krieges. Die militärisch begründete Expansion römischer Herrschaft brachte zwar nach dem Ende des Zweiten Karthagischen Krieges einen Kostenaufwand mit sich, steigerte jedoch die römische Finanzkraft deutlich, etwa durch Zugang zu hochwertigeren Metallen für die Münzprägung, geleistete Kriegskostenentschädigung der Besiegten und dauerhafte Steuerzahlungen aus den Provinzen. Mitte des 2. Jahrhunderts begann sich eine Wende abzuzeichnen, die Beute gegenüber Kriegskostenentschädigungen in den Hintergrund treten liess, was sich beispielsweise in der Gestaltung der Triumphzüge anhand einer zunehmenden Abstrahierungstendenz ablesen lässt. Beute als Prestigefaktor begann an Bedeutung zu verlieren, und Soldat zu sein entwickelte sich für die Kriegsspezialisten (Soldaten) zu einem “existenzsichernden Beruf” (S. 240). Im Unterschied zu früheren Zeiten wurde der hierfür erforderliche Unterhalt nicht mehr von aussen durch Besiegte, sondern von innen durch Steuerleistungen der Bürger gewonnen. Burkard Meissner (Reparationen in der klassischen griechischen Welt und in hellenistischer Zeit, S. 246-259) geht—eingebettet in einen Rahmen moderner Kriegsgeschichte des 20. Jahrhunderts—der Frage nach, wie Reparation und Kriegskostenkompensation im Rahmen antiker Friedensabkommen geregelt wurden. Während im griechischen Raum das Bild bis in hellenistische Zeit “vielgestaltig und diffus” wirkt (S. 250) und mehr situationsbedingt und einzelfallbezogen erscheint, lassen sich hingegen für die römische Welt schon im Zeitalter des Aufstieg des Imperiums klare strukturelle Regelungen erkennen, die Krieg und Frieden “im Kontext einer Rechtsvorstellung” verorten (S. 251). Kriegsschäden und Kriegskosten waren daher viel stärker in Beziehung zueinander und zu strafrechtlichen Vorstellungen gesetzt. Dabei stellt Meissner die Ambivalenz des Krieges heraus, der neben einer formal-rechtlichen auch eine religiöse Komponente besass. Innerhalb dieses strengen Rahmens war “Krieg . . . zwar Zwang, aber nicht . . . Mittel zu schlechthin jedem beliebigen politischen Zweck”, sondern diente der “Rechtswiederherstellung” (S. 254). Strafe und Kompensation standen daher in einer “Proportionalität” zu Reparationen. Mit seiner logischen Argumentation überzeugt Meissner vollkommen, allerdings erscheint mir seine Beurteilung des Friedensschlusses nach Ende des Zweiten Punischen Krieges 202 v. Chr., der dazu gedacht war, Karthago “nicht finanziell zu knebeln und zu überfordern, sondern politisch an die Kette zu legen” (S. 248) und es “über die ganze geplante Zeit symbolisch . . . wie abgaben- oder tributpflichtige Unterworfene” zu binden (S. 248),3 dennoch zu rechtstheoretisch. Dass Roms Auftreten hier nicht (nur) symbolische Akte setzte, kann auch nicht der von Meissner angeführte Umstand der schnellen Rekreation Karthagos verändern, die für die Römer zumZeitpunkt des Vertragsschlusses sicherlich nicht vorhersehbar war.4 Wollte Rom seinen Führungsanspruch behaupten—und das Auftreten der Römer bei diesem Friedensschluss lässt sehr darauf schliessen 5—dann musste Karthago dauerhaft ausgeschaltet werden 6, was eine symbolische und zeitlich begrenzte politische Fessel wohl nicht zu erreichen vermocht hätte, es sei denn, der Gegner wäre finanziell am Boden gehalten worden 7 (auf die “Waffentauglichkeit” des Geldes haben voranstehende Beiträge bereits mehrfach hingewiesen). In Korrespondenz dazu steht der Beitrag von Peter Kehne (In republikanischen Staats- und Kriegsverträgen festgesetzte Kontributionen und Sachleistungen an den römischen Staat: Kriegsaufwandskosten, Logistikbeiträge, Kriegsentschädigungen, Tribute oder Strafen?, S. 260-280), der sich unter Auflistung umfangreicher Daten und historischer Beispiele der Frage widmet, welche Bedeutung die Kontributionsleistungen in der römischen Kriegsführung einnahmen. Im Titel seines Beitrags werden bereits die in der Literatur diskutierten Möglichkeiten aufgeführt, die er in Folge analysiert. Kehne sieht den poenalen Charakter dieser Zahlungen zwar grundsätzlich als gegeben an, zeigt andererseits aber auf, dass die eingeforderten Leistungen in keiner proportionalen Relation zu den wohl tatsächlichen Kriegsaufwandskosten und Schadensersatzleistungen gesehen werden können. Für Kehne besitzen sie zwar unbestreitbar politischen Charakter, dennoch lehnt er eine Ausdeutung als ständig erinnernden und gängelnden Tribut ab. Allerdings sieht er darin durchaus Potential als Kompensat für die weiterlaufenden Militärkosten während Friedensverhandlungen oder als Beuteersatz zur Aufrechterhaltung der Truppenmoral. In Übereinstimmung mit dem Beitrag von Wolters—und dem römischen Rationalitätssinn durchaus gerecht—deutet er sie als eine zusätzliche, langfristige Einnahmequelle für den römischen Staat. Die Kontributionsleistungen müssten—so richtig Kehne—multikausal erklärt werden, auch dürfe “der mit der beinahe schon sprichwörtlichen römischen Geldgier gepaarte Rache- und Bestrafungsaspekt [nicht] negiert werden” (S. 271). Jutta Nowosadtko (Realeinquartierung als bürgerliche Last. Unterhalt und Verwaltung von Militärbesatzungen im 17. Und 18. Jahrhundert, S.281-287) erläutert nach einem zur Länge des Beitrags fast schon zu umfangreichen Forschungsüberblick die “zivilen” Konsequenzen, die die Einquartierung von Soldaten mit sich brachten und zur Verschuldung Einzelner oder ganzer Gemeinschaften führten, die jene selbst im 18. Jahrhundert noch die finanziellen Folgen des Dreissigjährigen Krieges spüren liess.
Während Kriege heute selbstverständlich viel Geld kosten, handelt es sich bei den antiken Kriegen um ein bislang vernachlässigtes Gebiet. Obwohl die Rezensentin Parallelisierungen zwischen Moderne und Antike sehr zurückhaltend bis ablehnend gegenübersteht, zeigt sich in der Welt der unveränderlich nüchternen Zahlen jedoch, dass — damals wie heute — Geld entscheidend für den Kriegsausgang war, man mit Bilanz- und sonstigen Finanztricks versucht hat, finanzielle Probleme umzuschichten, dass Krieg nicht nur zerstörte, tötete und Opfer produzierte, sondern es offenbar immer Menschen gab, die der Krieg ernährte, die von ihm lebten, an ihm verdienten, mit ihm spekulierten. Gerade zur Vergegenwärtigung dieses Umstandes trägt der interdisziplinär übergreifende Ansatz auch bei. Obwohl in den Beiträgen teils sehr viele Zahlen, Daten und sonstige Fakten präsentiert wurden, teils in Tabellen und Grafiken aufgearbeitet, tragen sie nicht zur Ernüchterung des Rezipienten bei, sondern vermögen beim zunehmenden Einblick in diese Materie durchaus Interesse zu wecken.
Notes
1. Vgl. Wolfram Martini, Raum und Ritual im römischen Triumph. Die Wegstrecke des Triumphzuges, in: Triplici invectus triumpho. Der römische Triumph in augusteischer Zeit, hrsg. v. Helmut Krasser, Dennis Pausch, Ivana Petrovic, Stuttgart 2008 (=PAwB 25), S. 91.
2. Das Projekt ist heute an der Universität Erfurt beheimatet Antike Kriegskosten (Stand: 31. Mai 2009).
3. Vgl. Adrian Goldsworthy, The Fall of Carthage. The Punic Wars 265-146 BC, London 2004, S. 308.
4. Vgl. Klaus Zimmermann, Rom und Karthago, Darmstadt 2005, S. 87.
5. Vgl. Zimmermann 2005 (z.n. Anm. 4), S. 82.
6. So auch Pedro Barceló, Hannibal. Stratege und Staatsmann, Stuttgart 2004, S. 203., Vgl. Goldsworthy 2004 (z.n. Anm. 3), S. 331. Jakob Seibert, Hannibal, Darmstadt 1993, S. 477, 479 führt an, die Vernichtung Karthagos sei wahrscheinlich intendiert gewesen, letztendlich aber an den Kriegskosten gescheitert.
7. Vgl. Zimmermann 2005 (z.n. Anm. 4), S. 82.