BMCR 2008.01.41

Polis. An Introduction to the Ancient Greek City-State

, Polis : an introduction to the ancient Greek city-state. Oxford: Oxford University Press, 2006. 1 online resource (viii, 237 pages). ISBN 0199208506. $27.50 (pb).

Table of Contents

Polis Digest

Dies schmale Buch steht am (vorläufigen?) Ende der langjährigen Arbeit, die Mogens Herman Hansen (H.), nach einschlägigen Vorarbeiten und zusammen mit anderen, mit der Gründung des Copenhagen Polis Centre (CPC) 1993 begonnen hat. Schon seit 1992 wurden eine Reihe von wissenschaftliche Konferenzen abgehalten und in zahlreichen Veröffentlichungen vielerlei einschlägige Themen behandelt.1 Vom September 1998 datiert ein Zwischenbericht, in dem die Ziele des Unternehmens noch einmal genau beschrieben werden;2 im Jahr 2003 erschien in Form von 95 Thesen schon eine Art Bilanz;3 und auch die Einleitung des im Herbst 2004 erschienenen Abschlussbandes, des Inventory,4 behandelt die Themen systematisch, ähnlich dem vorliegenden Buch. Das wiederum ist, wie in der Widmung (für John Crook, den Helfer bei der Übersetzung ins Englische) mitgeteilt wird, zuerst auf Dänisch erschienen ( Polis: den oldgraeske bystatskultur. Copenhagen 2004). Mit ihm liefert H. noch nach dem programmgemässen Ende des CPC im Frühjahr 2005 allen Polis -Laien freundlicherweise ein auf wenig mehr als 200 Seiten komprimiertes Resume seiner langjährigen Arbeit.5

1. In der Einleitung berichtet H. über die Motive, die zur Gründung des CPC geführt haben. Aufgrund des Fehlens umfassender Studien über Polis sowohl als Begriff (“concept”) wie als historisches Phänomen entstand der Plan, ein Verzeichnis aller ca. 1500 im archaischen und klassischen Griechenland (von ca. 650 bis 323 v.Chr.), einschliesslich der Kolonien, πόλις genannten Siedlungen zu erstellen. Die Fertigstellung dieses Verzeichnisses sollte nun umgekehrt die Möglichkeit bieten, die bisherigen Ansichten über die Polis von einer viel breiteren Basis aus als bisher zu überprüfen. Und dazu sollte die Polis, der antike griechische Stadtstaat, mit den anderen bekannten Stadtstaaten in der Weltgeschichte verglichen werden.

2. Davon handeln dann die ersten Kapitel. In aller Kürze werden alle heute bekannten 37 Stadtstaaten-Kulturen aus der Weltgeschichte, von den Sumerern im Vorderen Orient an, vorgestellt, darunter so berühmte wie die italienischen Stadtrepubliken des Mittelalters und die deutschen Reichsstädte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, aber auch eine ganze Reihe im Abendland wenig bekannter aus Asien, Afrika und Mittelamerika. Sie sind alle historisch von Territorialstaaten abgelöst worden, aber ihr welthistorisches Erbe, u.a. die Marktwirtschaft und die Selbstverwaltung, ist in den modernen (Flächen-) Staaten wirksam. Zu der Frage, wie man die Entstehung von Stadtstaaten hier und Territorialstaaten dort erklären kann, werden eine Reihe von Hypothesen formuliert, die den Schluss erlauben, dass es historische Gesetzmässigkeiten nur sehr eingeschränkt oder zufällig gibt. Immerhin ist deutlich, dass ein gewisses Mass an Urbanisation eine conditio sine qua non ist. Wo also vor der Urbanisierung eines Landes schon ein starker Staat entsteht, ist die Entstehung von Stadtstaaten fast unmöglich. Aber das ist schon fast tautologisch.

3. Im Hauptteil werden wir dann unter der Überschrift The City-State Culture in Ancient Greece auf knapp hundert Seiten (S. 31-134) einem kurzen Lehrgang des antiken griechischen Stadtstaates (von 650 bis 323 v. Chr.) unterzogen, und zwar in 20 Kapiteln (Kap. 3 bis 23) — s. Table of Contents. Es sei darauf hingewiesen, dass die Kapitelüberschriften manchmal nur auf Teile des Kapitelinhalts verweisen und dass einige Themen in mehreren Kapiteln abgehandelt werden. Obwohl es Kapitel über Anfang und Ende der Polis gibt, handelt es sich insgesamt nicht um eine Beschreibung der historischen Abfolge, sondern um eine systematische, synchrone Beschreibung. Die Zeit, die beschrieben wird, ist eher das 5. und 4.Jh. vor Chr. als die Jahrhunderte davor.

4. Im letzten Kap. (S. 137-146) wird dann der Befund bei Polis verglichen mit den andern bekannten Stadtstaat-Zivilisationen. Als spezifische Merkmale der griechischen Stadtstaaten-Kultur werden hervorgehoben: die geringe Grösse der durchschnittlichen Polis und die (in der lex Hafniensis als Norm formulierte) enge Verknüpfung von Urbanität und Staatlichkeit, von “town and state” (S. 146). Mit diesen Eigenschaften bildeten die griechischen Poleis das zahlenmässig grösste Netz von Stadtstaaten in der bisherigen Geschichte dieser Erde.

5. Die meist knappen Anmerkungen (S. 147-190) verweisen ausser auf die zitierten antiken Quellen naturgemäss oft auf Arbeiten, die im Rahmen der Arbeit des CPC entstanden sind, aber auch auf anderes, oft auf durch die Arbeiten des CPC in Frage gestellte Ansichten. Das Literaturverzeichnis (S. 191-214) bietet, obwohl über 500 Titel, aus der unendlichen Literatur über die antike Stadt und über Polis nur eine relevante Auswahl.6 Das Büchlein wird abgeschlossen durch eine Reihe nützlicher Indices: Ein Index der (antiken) literarischen und inschriftlichen Quellen, ein Index der (hauptsächlich geographischen) Eigennamen, und ein kurzer, aber sehr brauchbarer allgemeiner Index.

Das überaus lehrreiche Büchlein ist gut lesbar und klar verständlich geschrieben und manchmal richtig spannend. Ich greife einige Aspekte heraus, die mir wichtig erscheinen:

A. Wort und Begriff

Wilfried Gawantka hat 1985 auf die damals schon über hundert Jahre andauernde schlampige Verwendung des Begriffs Polis in der Geschichtswissenschaft hingewiesen.7 Spätestens seit Jacob Burckhardts Griechischer Kulturgeschichte (erschienen 1898) war Polis die vielseitig verwendbare Chiffre für den griechischen Staat (der aber auch wieder noch kein richtiger Staat war), die Staatsidee, den Stadtstaat, die Stadt. H. hat sich das offenbar zu Herzen genommen und geht das Thema mit profundem philologisch-historischem Werkzeug an, was angesichts der beliebten Verwendung von scheinübersetzten griechischen Wörtern als wissenschaftlichen Begriffen nicht selbstverständlich ist. Das einfache Wort mit seiner Bedeutung (“term”) und ein eine weitere Vorstellung umfassender Begriff (“concept”) werden unterschieden, und der Begriff ist nicht beliebig im Verhältnis zur Wortbedeutung. Ausgangspunkt und Kriterium der Begriffsbildung Polis ist und bleibt das griechische Wort πόλις, seine Bedeutung und das, was es bezeichnet und was mit πόλις assoziiert wird. Und gegen alle Skepsis stellt sich heraus, dass das ein sinnvolles Verfahren ist.

Die Untersuchung der Bedeutung des Wortes πόλις ergab zunächst, was keine Überraschung ist, dass πόλις hauptsächlich zwei Dinge bezeichnet, nämlich zum einen eine aus Häusern bestehende Siedlung (“settlement”) und zum andern ein von Menschen gebildetes Gemeinwesen (“community”) (S. 56). Aber nicht jede Siedlung wird als πόλις bezeichnet (sowenig wie jedes Gemeinwesen), sondern in archaischen und klassischen Texten bezeichnet das Wort πόλις in der Regel nur dann eine Stadt, wenn diese Stadt auch das politische Zentrum eines Gemeinwesens (einer Stadtgemeinde, eines Stadtstaates) ist. Und umgekehrt hat jedes πόλις genannte Gemeinwesen einen städtischen, πόλις genannten Mittelpunkt. Diesen Befund, der für Herodot, Thukydides und Xenophon wie für alle andern Autoren der archaischen und klassischen Zeit gilt, nennen H. und seine Kopenhagener Mitstreiter die lex Hafniensis de Civitate bzw. die umgekehrte lex Hafniensis de Civitate.8 H. hat darin meiner Meinung nach Recht, und es ist gut, dass er gegen alle Kritik darauf beharrt, dass das moderne Wort Polis nur verwendet werden sollte für das, was auch die Griechen πόλις genannt haben, aber selbstverständlich moderne Begriffe wie Stadtstaat oder Staat verwendet werden können und sollen, wenn es aus moderner Sicht um die Analyse dessen geht, was eine Polis ist, und um den Vergleich der Polis mit anderen Stadtstaaten.

B. Stadt und Bevölkerung

Eine Polis ist nach H. in der Regel eine Stadt. Nur bei weniger als 10% lag die Gesamtzahl der Einwohner unter 1000; diese Poleis würden also nach heutigen Kriterien eher als Dörfer bezeichnet werden. H. weist aber darauf hin, dass es auch im alten Deutschen Reich zahlreiche Städte dieser Grössenordnung gegeben hat. Andererseits hatten andere 10% der Poleis mehr als 10.000 Einwohner, ja es gab unter den Poleis auch richtige Grossstädte. Weil in den wenigen grossen Poleis natürlich viel mehr Menschen lebten als in den vielen kleineren, kann man das Paradox formulieren, dass der durchschnittliche Polisbewohner nicht in einer durchschnittlichen Polis wohnte.

Zu einer Polis gehört aber auch das “Hinterland”, in dem ein Teil der Poliseinwohner leben, in Dörfern und Einzelgehöften. H. kann zeigen, dass in kleinen Poleis relativ wenige Menschen auf dem Land lebten, dass dieser relative Anteil aber mit der Grösse der Polis steigt, und dass in grossen [Poleis], wie z.B. in Athen und Sparta , die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Land lebte. Mit den bei diesen Berechnungen angewandten, von H. “Schrotflinten”-Methode (shotgun) genannten,9 im allgemeinen hoch plausiblen Kalkulationen hinsichtlich durchschnittlicher Bevölkerungsdichte in Stadt und Land ist H. schliesslich auch in der Lage, eine Gesamtrechnung für Griechenland und die griechischen Städte im Mittelmeergebiet vorzulegen, gültig für die zweite Hälfte des 4.Jh. Danach lebten im gesamten Mittelmeergebiet mindestens 7,5 Mio, wahrscheinlich eher bis 10 Mio Griechen, und davon knapp zwei Drittel im griechischen Mutterland. Das ist mehr als in der Neuzeit bis zum 19.Jh. (und mehr als bisher vermutet).

C. Stadt und Staat

H. zögert nicht, das politische Gemeinwesen Polis einen Staat zu nennen. Einen Staat, der sich vom modernen Staat in wichtigen Fragen unterscheidet, aber die notwendigsten Eigenschaften eines Staates hat: ein Territorium, ein Staatsvolk (das lange Zeit allein die Armee bildet) und ein System von Institutionen mit dem Recht zur Selbstverwaltung. Aber eine vollständige Autonomie sei nicht nötig, auch die zahlreichen abhängigen Poleis verdienten das Prädikat Stadtstaat.

Dabei verteidigt H. die Übersetzung city-state für πόλις gegen moderne Kritiker als “extrem genaue Übersetzung”, weil darin sowohl das städtische wie das staatliche Element ausgedrückt werde (S. 58). Das ist prinzipiell richtig, aber für die abhängigen Poleis in den hellenistischen Monarchien und im römischen Reich ist der staatliche Aspekt doch gut vergleichbar mit moderner kommunaler Selbstverwaltung, wie sie z.B. die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland den Städten und Dörfern als Gemeinden garantiert,10 so dass die Übersetzung Stadtgemeinde im Deutschen dafür ebenso geeignet wäre.

In Kap. 16 werden die Institutionen und Gebäude aufgeführt, die zu einer Polis in der Regel gehören: (a) die politischen wie das prytaneion (Amtsgebäude der Magistrate) u.a., (b) die religiösen wie Tempel und andere Heiligtümer, (c) die Verteidigungsanlagen wie Mauern und Tore, (d) ein Marktplatz und, wenn möglich, ein Hafen für die wirtschaftlichen Belange, (e) die Schulen und Sportanlagen, bes. die Gymnasien, die ja in hellenistischer und römischer Zeit das Kennzeichen einer griechischen Polis waren.

D. Max Weber

Ein Kapitel ist der Frage gewidmet, wie weit die Kategorien Max Webers zur theoretischen Aneignung des antiken Befundes geeignet sind. H. behandelt dabei sechs Punkte, sein Ergebnis ist überwiegend positiv:

1. Der Stadtstaat: Mit Max Weber beharrt H. gegen Tendenzen in der gegenwärtigen Altertumswissenschaft auf dem städtisch-urbanen Charakter der Polis, und zwar auch schon in archaischer Zeit.

2. “face-to-face-society”: Max Weber hat den Unterschied von Dorf zu Stadt so beschrieben, dass in der Stadt nicht mehr, wie im Dorf, jeder jeden kennt. H. akzeptiert dies im Prinzip, freilich mit Ausnahme der wenigen kleinen Poleis mit wenigen hundert Einwohnern, die sowieso eher als Dörfer angesehen werden müssten.

3. die Polis als Konsumzentrum: diesem, von Werner Sombart für die mittelalterliche Stadt entwickelten und von Max Weber auf die antike Stadt angewendeten Merkmal widerspricht H. Er betont, dass in einer Polis als Stadt nicht hauptsächlich Grundbesitzer gewohnt haben, die von der Arbeit der Landbewohner gelebt hätten, sondern auch in mittleren Poleis Bauern, Fischer und Handwerker lebten, die selbst arbeiteten, in beträchtlichem Umfang für den Markt produzierten und selbst auf dem Markt einkauften. Eine Konsumentenstadt war Athen freilich im Bewusstsein seiner Bürger, weil man ja, wie Perikles sagt, Produkte aus aller Herren Länder kaufen könne.

4. Ackerbürger: Diesen Begriff übernimmt H. gern. Denn es sei unzweifelhaft, dass — wie in kleineren und mittleren Städten im Mittelalter, jedenfalls nördlich der Alpen — ein grosser Teil der Bewohner einer Stadt tagsüber ausserhalb der Stadt als Bauern oder Fischer arbeiteten. Als Argument gegen den städtischen Charakter der Polis lässt H. dies Faktum aber nicht gelten.

5. Subsistenzwirtschaft: Mit Max Weber, aber gegen Finley und seine Schule betont H. die grosse Bedeutung von Markt und Handel für die Polis -Ökonomie, wendet sich also gegen die Theorie einer blossen Subsistenzwirtschaft.

6. Stadtmauern sind nach Weber charakteristisch, und H. führt dafür unterstützend die Statistik an. Nach Aussage des Inventory seien Städte ohne Mauern die seltene Ausnahme. Und das gelte auch für die archaische Zeit.

Hierfür kann er auch mit Recht Homer heranziehen. Zwar gibt es dort, entgegen der Aussage von H. (S. 99), auch Ausnahmen — in der Odyssee fehlen für Sparta und die Polis von Ithaka offenbar nicht zufällig Hinweise auf Mauern — aber schon in der Ilias sind Stadtmauern, auf die in zahlreichen Beiwörtern hingewiesen wird, das selbstverständliche Kennzeichen jeder Stadt.

E. Wortgeschichte

H. folgt der gegenwärtigen communis opinio, die sich über den Neuen Pauly bis zu Wikipedia erstreckt: πόλις habe im Griechischen zuerst a small fortified settlement on a height (S. 40 — das ist die deutsche Burg) bezeichnet. Gestützt wird das durch den indogermanischen Vergleich und durch die Behauptung der Synonymität von πόλις und ἀκρόπολις, deren Spuren bei Homer und in archaischen (hauptsächlich attischen) Inschriften gefunden würden und später bei “learned scholars” wie Plutarch und Pausanias (S. 57).

Ich schlage vor, diese Hypothese auf fortified settlement zu beschränken und die “Anhöhe” und die Assoziation an Burg zu streichen. Denn erstens heisst das entsprechende altindische pur nicht Burg, sondern Wall (aus Steinen und Lehm)11 und zweitens lassen sich alle Stellen mit vermuteter Synonymität von πόλις mit ἀκρόπολις anders erklären, ja sie müssen anders verstanden werden. Das gilt für die Ilias 12 wie für die zahlreichen attischen Inschriften, wo mit πόλις die Akropolis gemeint ist. Wie die zu verstehen sind, wird durch Thukydides deutlich. Denn der teilt uns (2,15) mit, dass die älteste Siedlung auf dem Stadtgebiet Athens auf der Akropolis und dem südlich davon gelegenen (niedrigen) Stadtteil lag und dass deswegen die Akropolis noch heute πόλις genannt würde.13 Dies wird durch die Inschriften bezeugt: sie sagen πόλις und meinen die Akropolis (= die man πόλις nennt).

Einfacher wird es, wenn man nur annimmt, die Bedeutung Stadt bei πόλις könnte von der Stadtmauer ausgegangen sein, die ja von Anfang an zu einer Polis gehört. Dafür liesse sich auch anführen, dass die vielen homerischen Beiwörter, die auf die Stadtmauer verweisen, nur zu πόλις, nicht zu ἄστυ stehen. Das bleibt hypothetisch, aber hätte den Vorteil, dass man nicht das Verschwinden einer angeblich ursprünglichen Bedeutung (Burg, befestigte Höhensiedlung) erklären, und auch nicht die archäologischen Funde von Siedlungen auf Anhöhen gegenüber solchen in der Ebene als Beweise für die Wortbedeutung bemühen müsste.

F. Homer

Im Kap. 5 (S. 41-43) wird begründet, warum die Poleis bei Homer nicht Eingang in das Inventory gefunden haben. Zum einen ist Homer Dichtung und nicht Geschichtsschreibung. Das homerische Troia kann sowenig als historische Polis aufgelistet werden wie die Märchenstadt der Phäaken. Und zum andern kann man aus Homer keine Datierung positiv entnehmen. Aber dann wird es erst interessant. Homer versetzt ja die “Heroenzeit” immer wieder in die Greek City-State Culture (und umgekehrt die Greek City-State Culture in die mythische Vorzeit). Also muss jede homerische πόλις auf ihre Historizität hin geprüft werden. Das tut dann auch das Inventory weitgehend, und so finden wir dort doch fast alle homerischen Städtenamen.

Ich wünsche dem Büchlein viele Leser in vielen Sprachen.

Notes

1. Die Arbeiten des CPC sind im wesentlichen in zwei Serien veröffentlicht: Sieben CPC Acts von 1993 bis 2005, hrsg. jeweils von der Königlichen Dänischen Akademie der Wissenschaften, und acht CPC Papers, erschienen als Historia Einzelschriften im Steiner-Verlag Stuttgart von 1994 bis 2007; daneben einige Einzelstudien von H. und das Inventory (s. Anm. 4). Eine Aufstellung, mit Inhaltsangaben der einzelnen Bände und Verweis auf Rezensionen findet sich in der vorzüglichen, von Frederick Naerebout betreuten Internetseite zur Arbeit des CPC.

2. Siehe http://www.igl.ku.dk/POLIS/about.html (= die noch existierende website des CPC). Wir erfahren aus diesem Dokument auch, dass das Inventory eigentlich schon 1998 fertig sein sollte.

3. Historia 52, 2003, 257-282 — auch in der Anm. 1 genannten website zu finden.

4. Mogens Herman Hansen, Thomas Heine Nielsen, An Inventory of Archaic and Classical Poleis. An Investigation conducted by The Copenhagen Polis Centre for the Danish National Research Foundation. Oxford University Press 2004, XVI + 1396 Seiten — dazu siehe die Rezensionen von F. Naerebout in BMCR 2005.02.29 und M. Maier in Sehepunkte 5, 2005, Nr. 10.

5. zum Vergleich: Das Inventory hat über 1400 Seiten und wiegt 2.25 kg, Polis 237 Seiten bei 315 g.

6. Vermisst habe ich z.B. Ernst Kirsten, Die griechische Polis als historisch-geographisches Problem des Mittelmeerraums, Bonn 1956, und Tonio Hölscher, Öffentliche Räume in frühen griechischen Städten, Heidelberg 1998. Auch die meiner Kenntnis nach einzige russische Monographie zum Thema von Eduard Frolov ( Rozdenie grecheskovo polisa [= Die Entstehung der griechischen Polis], Leningrad 1988, 2.Aufl. St. Petersburg 2004) ist nicht erwähnt.

7. W. Gawantka, Die sogenannte Polis. Entstehung, Geschichte und Kritik der modernen althistorischen Grundbegriffe der griechische Staat, die griechische Staatsidee, die Polis, Wiesbaden and Stuttgart 1985. Vgl. dazu die eingehende Rezension von Konrad H. Kinzl in: Echos du monde classique/Classical views 32 = n.s. 7, 1988, 403-412.

8. Zuerst formuliert 1996 in CPC Acts 3, 25-34. Die zugrundeliegenden Untersuchungen zu den antiken Autoren aus den früheren CPC Papers sind in überarbeiteter Form (zusammen mit neuen Untersuchungen zum Sprachgebrauch der Philosophen und der Dichter) veröffentlicht als CPCPaper 8 (M. H. Hansen [Hrsg.], The Return of the Polis: The Use and Meaning of the Wort Polis in Archaic and Classical Sources, Historia Einzelschriften 198, Stuttgart 2007).

9. Ausführlicher dargestellt in M. H. H., The Shotgun Method: The Demography of the Ancient Greek City-State Culture, Columbia [u.a.]: University of Missouri Press, 2006. Siehe dazu die Rezension von Peter Hunt in BMCR 2007.04.58.

10. “Den Gemeinden muss das Recht gewährleistet sein, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln” (Art. 28, Abs. 2 Grundgesetz).

11. s. M. Mayrhofer, Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen II, Heidelberg 1996, 145. Die übrigen indogermanischen Indizien sind sowieso schwach, s. M. Schmidt, πόλις, πτόλις, in: Lexikon des frühgriechischen Epos, III, Göttingen 2004, 1345f.

12. Vgl. Ed. Levy, Astu et Polis dans l’Iliade, Ktema 8, 1983, 55-73 u. M. Schmidt, a.O. 1350 f. (beide von H. in CPC Paper 8 [s. Anm. 9], 259 zitiert, aber offenbar nicht akzeptiert).

13. Die Thudydides-Stelle wird von H. in der Einleitung zum Inventory angeführt (S. 42), aber er zieht daraus nur den Schluss, dass einem Athener die Bedeutung stronghold, citadel nicht gleich einfallen würde, wenn er das Wort polis hört.